Anspannungsstile – Anspannung des Wagenpferdes

In Europa sind in der Hauptsache der englische Anspannungsstil und der ungarische Anspannungsstil verbreitet. Dabei gibt es wiederum Unterschiede in Form der prächtigeren Parkanspannung bzw. Stadtanspannung und der schlichteren Landanspannung. Der russische Anspannungsstil ist vornehmlich auf den Osten beschränkt. Gelegentlich ist der amerikanische Anspannungsstil, der mit Abweichungen auf dem englischen Anspannungsstil basiert, auch in Europa anzutreffen.

Der Begriff Anspannungsstil fasst bestimmte Kombinationen von Pferdetypen, Beschirrungen und Wagenkonstruktionen zusammen. Der repräsentative englische Anspannungsstil zeichnet sich im Wesentlichen durch den Einsatz eleganter, aber kalibriger Karossiers (Typ früherer Anglo-Normänner oder Oldenburger) mit viel Aufsatz und Aktion, mit möglichst identischem Körperbau und Farbe; der Verwendung von schwarzem Kumtgeschirr mit Fahrkandare und Kettenaufhaltern mit polierten, ovalen Gliedern; dem Einsatz der englischen Kreuzleine, wobei das Schnallstück kurz vor der Hand des Fahrers liegt; der Nutzung der Bogenpeitsche und durch hohe, schwere englische Wagentypen in dunklen, gedeckten Farben aus.

Beim ungarischen Anspannungsstil werden temperamentvolle Pferde im Juckertyp (Araber oder Lipizzaner), die sich in der Fellfarbe unterscheiden können; Doppelringtrense mit schwarzem Brustblattgeschirr oder Sielengeschirr mit ledernden Aufhaltern (bei repräsentativen Anlässen ist das Geschirr mit Schalanken (geflochtene Lederschmuckfransen) verziert); die zusammen geschnallte ungarische Fahrleine mit Schnallen am Griffende der Leinen („Wiener Fröschen“); Stockpeitsche und in der Regel leichte, niedrige Wagentypen (offen oder mit Halbverdeck) eingesetzt.

Bei der Stadtanspannung kommen sowohl beim englischen als auch beim ungarischen Anspannungsstil poliertes, üppig beschlagenes und kostbares Geschirr sowie noble Kutschen zum Einsatz. Im Gegensatz dazu zeichnet sich die Landanspannung bei beiden Anspannungsstilen durch die Verwendung einer einfachen, schmucklosen Zweckbeschirrung und schlichter, zum Teil naturholzfarbener Wagen aus.

Unabhängig vom tatsächlich gewählten Anspannungsstil, wird in Deutschland die Achenbach-Kreuzleine zu allen Anspannungen bevorzugt eingesetzt.

Fahrer und Beifahrer kleiden sich traditionsgemäß dem jeweiligen Anspannungsstil entsprechend. Im englischen Anspannungsstil trägt der Fahrer einen schwarzen Anzug mit schwarzer Melone oder einen grauen Anzug mit grauem Zylinder. Der Beifahrer ist im englischen Anspannungsstil mit einer uniformähnlichen Dienstkleidung (Livree) ausgestattet). Im ungarischen Anspannungsstil trägt der Fahrer einen Sportanzug mit Hut. Sein Beifahrer begleitet ihn in Nationaltracht. Unabhängig vom Anspannungsstil gilt aber auch der normale Reitdress (ohne Sporen) als angemessen.

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