Strukturstoffe: Heu – Futtermittel für das Pferd

Heuernte - große Rundballen HeuIn erster Linie ist Heu getrocknetes Gras. Wird das Heu auf etablierten Dauerweiden geschnitten, bezeichnet man es als Wiesenheu. Wiesenheu setzt sich meist aus vielen unterschiedlichen Grassorten zusammen und enthält gelegentlich auch Kräuter und andere Wildpflanzen. Heu von solchen Weiden hat in der Regel einen niedrigeren Proteingehalt als Heu, das von speziell angelegten Mahdwiesen stammt und lediglich aus ein oder zwei verschiedenen Grassorten besteht.

Heu von eigens dafür angelegten Flächen wird auch als Saatheu oder Grassamenheu bezeichnet. Eine Grasmischung, die speziell zur Gewinnung von Pferdeheu angebaut wird, setzt sich aus Weidelgras, Wiesenrispe, Lieschgras, Rotschwingel und einem bestimmten Anteil an Klee zusammen. Eine besondere Art Heu ist das Leguminosen-Heu (Leguminosen = Gründünger-Pflanzen), in dem Luzerne, Klee oder Esparsette (Süß-Klee) enthalten sein kann.

Durch das Heuen (Heumachen) also die Trocknung des Grases und die damit einhergehende Reduzierung des Wassergehaltes im Gras, soll erreicht werden, das keine Aktivität von pflanzlichen und bakteriellen Enzyme mehr möglich ist. Der Wassergehalt bei Heu sollte nur 15% bis 20% betragen.

Die Ernte von Heu zur Pferdefütterung sollte immer als erster Schnitt zu Beginn der Blüte der Gräser erfolgen. Heu, das als zweiter Schnitt geerntet wird, wird auch als Grumtheu oder Grummet bezeichnet. Grumtheu eignet sich für die Pferdefütterung nicht, da es leicht Verdauungsstörungen hervorrufen kann.

Beim Heu wird anhand der Verarbeitungsform bei der Ernte nach Langheu, Pressballenheu und Häckselheu differenziert.

Es gibt verschiedene Verfahren zur Heutrocknung. Dementsprechend wird nach bodengetrocknetem, reutergetrocknetem (Trocknung auf speziellen Holzgestellen, die als Reuter bezeichnet werden) und unter Dach getrocknetem Heu unterschieden.

Im Zuge des Trocknungsprozesses beim Heuen kommt es zu einer Oxidation, die sich im Farbverlust des Grases zeigt. Gleichzeitig verändert sich auch der Nährwert des Grases. Wie gravierend diese Veränderungen ausfallen, hängt vom Wetter ab. Durch Regen werden lösliche Mineralstoffe, Zucker und Proteine aus dem Gras heraus gewaschen, während es zum Trocknen auf der Wiese liegt. Je länger der Trocknungsprozess des Grases auf der Wiese dauert, desto größere Wirkung können die pflanzlichen Enzyme erreichen und desto höher fallen die Verluste bei den Nährstoffen aus. Auch der Gehalt an Vitaminen reduziert sich. Gras enthält zum Beispiel normalerweise Karotin (Vorstufe für Vitamin A) in einer Menge von 100mg bis 200mg pro Kilogramm Trockenmasse. Dieser Anteil kann durch einen länger andauernden Trocknungsprozess auf lediglich 15mg bis 20mg gesenkt werden.

Beim Heu ist der Nährstoffgehalt abhängig vom Nährwert des Grases zum Zeitpunkt des Schnittes und der Qualität von Trocknung, Ernte und Lagerung. Das früher geerntete Heu (vor der Blüte der Gräser) hat einen höheren Nährwert als das nach der Blüte geerntete Heu. Prinzipiell sollte das später geerntete Heu zur Fütterung des Pferdes bevorzugt werden. Die Ausnahme dabei bilden tragende oder säugende Stuten.

Wie der Nährwert (Futterwert) von Heu ausfällt, steht in Abhängigkeit von Ort (Wo?) und Art und Weise (Wie?) der Ernte. Da Heu für Pferde häufig auf Vorrat gekauft wird, ist es ratsam, den Heuvorrat von nur einem Lieferanten (Quelle) zu beziehen. Heu aus unterschiedlichen Gegenden mit unterschiedlicher Bodenqualität, weist zwangsläufig auch einen anderen Gehalt an Nährstoffen auf. Für das Pferd stellt die Fütterung mit Heu von verschiedenen Anbietern, deshalb eine ähnliche Futterumstellung dar, wie bei einem Wechsel der Kraftfutter- oder Getreidesorte. Der Pferdekörper insbesondere der Darm benötigt einige Zeit, um sich an das veränderte Futter zu gewöhnen und sich an die neue Nährstoffzufuhr zu gewöhnen.

Heu darf frühestens sechs Wochen – besser erst drei Monate – nach der Ernte an Pferde verfüttert werden. Man bezeichnet diesen Wartezeitraum auch als Ausschwitzen. Wird Heu zu frisch nach der Ernte an Pferde verfüttert, kann dieses zu Erkrankungen des Verdauungsapparates und Hufrehe führen.

Gutes Heu erkennt man an seiner grünen Farbe und seinem frischen, sauberen, aromatischen Geruch. Es sollte zudem staubfrei sein und weder Erde noch Schimmelpilze / Schimmelpilzsporen (Vermehrungsformen von Schimmelpilzen) enthalten. Überwiegend findet man Schimmel in Heu, dass sehr viel Zeit für die Trocknung benötigt hat. Daraus ergibt sich, dass sich Schimmel eher in Heu aus einem sehr nassen Sommer bildet, als in Heu, das bei trockenem Wetter geerntet wurde. Heu mit minimalen Anzeichen für einen Schimmelpilzbefall sollte sofort entsorgt und keines Falls verfüttert werden. Mit Schimmelpilzsporen kontaminiertes Heu oder Stroh sind oft Ursache für Atemwegsbeschwerden bei Pferden. Zudem kann auch staubiges Heu zu irreparablen Lungenschäden beim Pferd führen.

Selbst in Heu von guter Qualität kann eine gewisse Anzahl an Schimmelpilzsporen enthalten sein. Aus diesem Grund sollten Pferde, die bekanntermaßen sensibel auf Pilzsporen reagieren, gar kein Heu erhalten, um schweren Erkrankungen vorzubeugen.

Die Hauptsache ist, dass das Heu sauber und frei von Verunreinigungen ist. Eventuelle Defizite im Nährstoffgehalt lassen sich durch Fütterung von Ergänzungsfuttern ausgleichen.

Bei Pferden, die unter einer Erkrankung der Atemwege leiden, sollte das Heu vor dem Verfüttern gründlich mit Wasser eingeweicht werden.

Die Lagerung von Heu sollte stets kühl und trocken erfolgen. Wird Heu eingelagert, das noch nicht vollkommen durchgetrocknet war, reduziert sich der Futterwert erneut, da sich dieses Heu am Lagerort durch mikrobielle Tätigkeit erhitzt. Die Proteine verändern durch diese Prozesse ihre Struktur und können deshalb vom Pferdekörper nicht mehr verwertet werden. Zusätzlich nimmt auch der Gehalt an Schimmelpilzsporen zu.

Heu sollte auch nicht zu lange gelagert werden (über die nächste Heuernte hinaus gelagertes Heu gilt als überlagert), da es durch die Lagerung viele seiner Nährstoffe einbüßt.

Alternativen zu Heu in der Pferdefütterung

Die ausreichende Zufuhr von Rohfaser ist für das Pferd von elementarer Bedeutung. Wenn dieser Rohfaser-Bedarf nicht über Heu gedeckt werden kann, sollte man zu Alternativen greifen, die ebenfalls einen hohen Rohfaser-Gehalt aufweisen. Dazu gehören: Heulage, Stroh, Häcksel, Zuckerrübenschnitzel, Heucobs, Grascobs oder Graswürfel (Mischung: fein gehäckseltes Heu (2/3) und fein gehäckseltes Haferstroh (1/3)).

Bei den meisten dieser Heu-Alternativen liegt der Nährstoffgehalt wesentlich höher als beim Heu. Die Ausnahme bildet Stroh. Sie sollten die Heu-Alternativen deshalb mit Bedacht verfüttern und ggf. die Kraftfutterration darauf abstimmen (Kürzung/Änderung).