Regeln für die Fütterung des Pferdes

Im Zusammenhang mit der Fütterung des Pferdes haben sich im Laufe der Jahre einige Regeln herauskristallisiert, die dabei helfen, dass Pferd sinnvoll und ausgewogen zu ernähren. Insbesondere wissenschaftliche Erkenntnisse, die sich aus der Erforschung der besonderen Anatomie und Physiologie des Verdauungs-
systems des Pferdes ergeben haben, haben bedeutend Anteil daran genommen.

  • Futter individuell auf das Pferd abstimmen
    Pferde sollten in Abhängigkeit von ihrem Alter, ihrer Größe, ihrem Typ, ihrem Temperament, ihrer Kondition und ihrer Arbeitsbelastung mit darauf abgestimmtem Futter versorgt werden.
  • Regelmäßig kleine Futterportionen füttern
    Die Gesamtfuttermenge des Pferdes sollte in mehrere kleine Portionen aufgeteilt werden, die über den Tag verteilt verabreicht werden. Auf diese Weise kommt man dem natürlichen Fressverhalten des Pferdes nach, das in der Natur während des Tages ständig kleine Nahrungsmengen zu sich nimmt. Pferde haben einen relativ kleinen Magen, der nicht in der Lage ist eine große Futtermenge auf einmal zu verarbeiten. (Eine Schaufel voll Kraftfutter füllt den Magen eines Pferdes mit einem Körpergewicht von 500kg, beinahe bis zur Hälfte, wenn das Futter mit Speichel und Magensaft vermischt ist.) Pro Fütterung sollte das Pferd nicht mehr als 1,8kg Kraftfutter erhalten. Die größte Futterportion sollte das Pferd abends erhalten. Pferde sollten in diesem Zusammenhang nie länger als acht Stunden ohne Futter auskommen müssen. Freilebende Pferde machen keine Fresspausen, die zwei Stunden übersteigen. Wenn ein Pferd vier Stunden keine Nahrung zu sich nehmen kann, kommt es bereits zu heftigen Hungerkontraktionen im Magen. Es gibt im Pferdemagen übrigens keine Dehnungsrezeptoren, die ein Sättigungsgefühl hervorrufen können. Die Fresspausen, die das Pferd einlegt, werden durch andere hemmende Signale ausgelöst. Man geht davon aus, dass diese in einem Zusammenhang mit dem Kauen und Schlucken der Nahrung stehen.
  • Feste Zeiten zur Fütterung
    Idealerweise sollten feste Fütterungszeiten eingehalten werden. Pferde haben eine innere Uhr. Wenn das Verdauungssystem des Pferdes immer einer gleichen Belastung ausgesetzt ist, minimiert sich das Kolikrisiko.
  • Futtermenge nach Gewicht berechnen
    Die Futtermenge für das Pferd sollte nach Gewicht und nicht nach Volumen berechnet werden. Bei den einzelnen Futtermitteln gibt es bei gleichem Gewicht Unterschiede im Volumen. Wenn Futtermittel nach Gewicht abgefüllt werden, fällt ihr Volumen von Sack zu Sack unterschiedlich aus.
  • Getreide mit Heuhäcksel vermischt füttern
    Bei einer Fütterung von Getreide, sollte dieses mit Heuhäcksel vermengt werden, damit „verdünnt“ man die Wirkung auf den Pferdedarm und verbessert die Verdauung.
  • Heu vor Kraftfutter füttern
    Idealerweise erhält das Pferd vor der Kraftfutterfütterung eine Portion Heu, um seinen Appetit zu reduzieren. Heufütterung sollte ca. eine halbe Stunde vorher erfolgen. Auf diese Weise kann unter Umständen erreicht werden, dass das Pferd das Kraftfutter später nicht ganz so gierig herunterschlingt.
  • Vorsichtige Fresser animieren – gierige Fresser bremsen
    Durch die Beigabe von Möhren und anderem Saftfutter lassen sich vorsichtige Fresser zum Fressen verführen. Pferde, die zum gierigen Schlingen neigen, können auf diese Weise zu einer etwas langsameren Nahrungsaufnahme bewegt werden. Der gleiche Effekt kann auch mit einem Stein im Futtertrog erreicht werden, der es dem Pferd schwerer macht, an das Futter zu gelangen. Dabei sollte sichergestellt werden, dass das Pferd den Stein nicht einfach aus dem Trog herausbefördern kann.
  • Futtermenge nur am tatsächlichen Bedarf festmachen
    Eine Erhöhung der Futtermenge sollte nicht erfolgen, wenn nicht verstärkt mit dem Pferd gearbeitet wird. Wenn ein Pferd an Gewicht verliert, ist die Steigerung seiner Kraftfutterration angebracht. Die Futtermenge sollte jedoch nicht „auf Verdacht“ erhöht werden. Man sollte dem Pferd nicht einfach mehr Futter geben, nur weil man sich vorgenommen hat, zukünftig intensiver mit ihm zu arbeiten. Gerät das Verhältnis von Futter zu Arbeit aus dem Ungleichgewicht, können Kreuzverschlag oder Einschuss die Folge sein.
  • Futter immer langsam umstellen
    Futterumstellungen sollten über einen längeren Zeitraum (ganz allmählich – zehn bis vierzehn Tage) erfolgen und nicht plötzlich durchgeführt werden. Auf diese Weise hat das Verdauungssystem des Pferdes die Möglichkeit, sich an das veränderte Futter anzupassen. Wenn das Futter zu schnell umgestellt wird, können die sensiblen Mikroorganismen im Dickdarm des Pferdes Schaden nehmen. Futterumstellung bezieht sich nicht nur auf eine andere Kraftfuttersorte, sondern schließt auch neue Heuballen (andere Zusammensetzung) oder andere Grasmischungen und Ergänzungsfutter ein.
  • Vor und nach der Fütterung braucht das Pferd eine Pause
    Vor der Arbeit benötigt das Pferd Zeit für die Verdauung. Zwischen der Fütterung und der Arbeit sollte deshalb mindestens eine Stunde liegen, da durch die Arbeitsbelastung die Verdauung unterbrochen wird. Da bei der Arbeit Blut in die Muskeln des Pferdes transportiert wird, kommt es zu einer schlechteren Durchblutung des Verdauungssystems. In der Folge kann es zu Verdauungsstörungen kommen. Auch kurz nach der Arbeit sollte das Pferd nicht sofort gefüttert werden.
  • Ruhige Umgebung zur Futteraufnahme schaffen
    Das Pferd sollte in Ruhe fressen können und nicht gestört werden. Wenn Pferde unruhig sind, kann es passieren, dass sie das Futter nicht ausreichend kauen, was wiederum Koliken nach sich ziehen kann.
  • Sauberkeit ist das A und O
    Sorgen Sie dafür, dass alle Utensilien für die Fütterung stets in einem sauberen und gepflegten Zustand sind. Wenn die Futterkrippe / der Trog schmutzig und unhygienisch ist, hat das Pferd verständlicherweise weniger Lust zu fressen. Außerdem erhöht sich durch Schmutz und Verunreinigungen das Risiko von Erkrankungen.
  • Hochwertige Futtermittel verwenden
    Wählen Sie für die Fütterung Ihres Pferdes nur Futter aus, das qualitativ hochwertig ist. Qualitatives Kraftfutter zeichnet sich durch Sauberkeit aus. Futter, das staubig und muffig ist, hat in der Regel weniger Nährwert. Bei der Verwendung von Futtermitteln 2. Wahl können zudem in der Folge Verdauungsprobleme und Atemwegsprobleme beim Pferd auftreten. Bei Heu verhält es sich etwas anders als bei Kraftfutter. Auch qualitativ gutes Heu, das reich an Nährstoffen ist, kann mit Schimmelpilzsporen belastet sein, was ein Gesundheitsrisiko für das Pferd darstellt.
  • Wasser ist lebenswichtig
    Das Pferd sollte ständig Zugang zu frischem und sauberem Wasser haben. In Kraftfutter und Heu ist weniger Wasser als in Gras enthalten, deshalb braucht das Pferd zusätzliches Wasser für die Verdauung. Bedenken Sie jedoch auch, dass die Aufnahme von großen Wassermengen nach einer umfangreichen Futterration eine Kolik verursachen kann.
  • Sinnvoll und ausgewogen ernähren
    Achten Sie darauf, dass die Nahrung insgesamt ausgewogen zusammengestellt ist.
  • Raufutter hat große Bedeutung für das Pferd
    Berücksichtigen Sie im Futterplan eine ausreichende Menge an Raufutter, damit das Pferd genügend natürliche Rohfaser erhält, um das Futter richtig verdauen zu können. Selbst bei der Versorgung eines Pferdes, das hart arbeitet, sollte das Raufutter mindestens die Hälfte der Gesamtfutterration ausmachen.
  • Kein Futter von Rindern, Schweinen oder Schafen für Pferde
    Pferde sollten niemals mit Mischfutter gefüttert werden, das für die Verfütterung an Rinder, Schweine oder Schafe vorgesehen ist. In der Mehrzahl dieser Mischfutter sind Substanzen zur Wachstumsförderung enthalten, die eine giftige Wirkung auf den Organismus des Pferdes haben können.

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