Wie Pferde sehen

Pferde sehen anders als MenschenDas Pferd hat im Gegensatz zum Menschen oder zu vielen anderen Tieren die Augen nicht vorn im Kopf, sondern an den Seiten. Auf diese Weise hat das Pferd fast eine komplette Rundumsicht nach vorne, zur Seite und nach hinten. Pferde haben ein Gesichtsfeld von 340°.

Dementsprechend verfügt das Pferd über ein wesentlich größeres Blickfeld als der Mensch. Das Pferd muss seinen Kopf nur drehen, wenn es sehen will, was genau hinter ihm passiert.

Im Pferdeauge passiert beim Sehen folgendes: Die Iris steuert ein Bündel Lichtstrahlen, das auf die Linse fällt und ein Abbild der Umwelt auf der Netzhaut erzeugt. Der Sehnerv nimmt diese Information auf und leitet sie ans Gehirn zur weiteren Verarbeitung.

Jedes Pferdeauge verfügt über ein eigenes Blickfeld. Jedes Auge schaut also in eine andere Richtung und nimmt dabei alles wahr, was rund um das Pferd vor sich geht. Das Pferd hat auch die Möglichkeit beide Augen zur gleichen Zeit auf einen Punkt zu richten. In diesem Fall blickt es gerade nach vorne, nimmt den Kopf runter und erfasst mit beiden Augen gleichzeitig eine Sache.

Pferde haben im Vergleich zu anderen Tieren sehr große Augen. Selbst Elefanten oder Wale, die eine viel größere Körper-Masse als das Pferd besitzen, haben ein deutlich kleineres Auge. Die großen Augen des Pferdes sind charakteristisch für ihre gute Rundumsicht, deuten allerdings auch noch auf einen anderen Sachverhalt hin: Ein größeres Auge kann wesentlich mehr Licht einfangen. Auf diese Weise sehen Pferde auch bei einsetzender Dämmerung und in der Nacht sehr gut.

Die Netzhaut des Pferdes verfügt im Gegensatz zur menschlichen Netzhaut über eine große Anzahl lichtempfindlicher Stäbchen, die in ihrer Wirkungsweise Spiegeln ähneln und zu einer Verdopplung der ins Auge einfallenden Lichtmenge führen. Deshalb sieht das Pferd in der Dunkelheit erheblich besser als der Mensch und die Pferdeaugen leuchten, wenn man sie nachts anstrahlt. Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen, die belegen, dass das Pferd selbst bei sehr ungünstigen Lichtverhältnissen noch in der Lage ist, sicher zu galoppieren und sogar Sprünge bewältigen kann.

Die Form und die Stellung der Augen sind bestens für die natürlichen Lebensbedingungen des Pferdes geeignet. Das Pferd verbringt den überwiegenden Teil des Tages mit der Nahrungsaufnahme, in dem es im Schritt über die Weide läuft und mit gesenktem Kopf Gras frisst. Die ausgesprochen gute Rundumsicht kommt ihm dabei zu Gute, da es ohne den Kopf zu heben die Umgebung nahezu vollständig wahrnehmen kann.

Das Pferd kann mit seinem ausgeprägten Panoramablick alles Wichtige in seiner Umgebung erfassen. Es erkennt seine Nahrung und nimmt frühzeitig anschleichende Feinde wahr. Daneben kann es Artgenossen aus der Herde beobachten und feststellen, wie diese sich gerade verhalten, um gegebenenfalls ebenfalls entsprechend zu reagieren.

Das Sehen wird durch die Wahrnehmungen der Ohren, der Nase und des Tastsinnes ergänzt.

Wenn das Pferd bestimmte Dinge ausnehmend scharf sehen will, hebt oder senkt es den Kopf. Auf diese Weise bringt es die Augen in die optimale Stellung für eine Scharfsicht. In der Regel werden die Augen selber nicht bewegt, sondern bleiben ruhig. Rollen mit den Augen kann man bei Pferden beobachten, die spielen, gestresst sind oder Angst haben. Dabei werden weiße Teile der Netzhaut erkennbar.

Die Forschung kam in verschiedenen Studien zur Erkenntnis, dass Pferde nicht farbenblind sind, sondern sind in der Lage zwischen verschiedenen Farben zu unterscheiden. Grzimek machte die Feststellung, dass Pferde zwischen Blau, Grün und Gelb differenzieren können. Dieses Ergebnis wurde von anderen Forschern bestätigt.

Pferde sehen nicht, was direkt vor ihrem Kopf geschieht. Deshalb erschrecken sie leicht, wenn man sich ihnen frontal nähert und dann vielleicht noch die Hand zum Streicheln hebt. Aus diesem Grund sollte man sich dem Pferd immer seitlich von vorne nähern und zur Begrüßung zunächst Hals oder Maul berühren.

Die Pferdeaugen weisen eine große Ausdrucksskala auf. Diese reicht von Erstaunen und Argwohn über Angst und Agression bis hin zu Mut, Zufriedenheit und Freude. Anhand der Augen des Pferdes lässt sich auch einiges zum Gesundheitszustand des Tieres ableiten. Bei kranken Pferden sind die Augen beispielsweise häufig halb geschlossen und getrübt.

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