Kraftfutter Getreide: Hafer für das Pferd

Hafer ist das Getreide, das weltweit am meisten als Bestandteil des Pferdefutters eingesetzt wird. Unter allen bekannten Getreidesorten ist Hafer die jüngste. Man geht davon aus, dass Hafer nicht wie Weizen und Gerste aus Asien in unsere Gefilde gelangt ist, sondern zuerst in Europa als Futterpflanze kultiviert wurde.

Wenn man nicht sicher ist, wie man sein Pferd am besten füttern soll, stellt Hafer in der Regel die beste Alternative dar. Hafer beinhaltet besondere Fettstoffe und Schleimstoffe, die sehr schonend auf den sensiblen Verdauungsapparat des Pferdes wirken. Außerdem besitzt Hafer eine diätetisch günstige Wirkung. Der Futterwert von Hafer steht in Abhängigkeit zum Anteil der Spelzen (Schalen). Der Spelzenanteil kann bei 25% bis 25% des Getreidegewichts liegen. Es gibt verschiedene Sorten beim Hafer. Der Schwarze Hafer gilt als die nahrhafteste Hafersorte. Hafer darf erst drei Monate nach der Ernte an Pferde verfüttert werden!

Es besteht teilweise die Meinung, dass die Fütterung von Hafer, Pferde und Ponys zu lebhaft macht. Daher rührt auch die Redewendung „vom Hafer gestochen sein“. Wissenschaftlich gibt es jedoch keine Belege für eine derartige Wirkung des Hafers auf Pferde und Ponys. Wenn Pferde zu agil werden, sollte deshalb zunächst die Energieversorgung insgesamt überprüft werden, bevor der Hafer als „Schuldiger“ identifiziert wird.

Hafer liefert im Vergleich zu allen anderen Getreidearten die wenigste Energie. Gerste, Weizen und Mais beinhalten mehr Energie als Hafer!

Nährwert von Hafer

Energiewert: 11-14 MJ vE/kg
Rohprotein: 8-13%
Rohfaser: 10-12%
Fett: 4,5%

Hafer enthält wenig Kalzium, Vitamine der B-Gruppe, Vitamin A und Lysin.

Nackthafer / Schälhafer

Eine besondere Form des Hafers ist der so genannte Nackthafer oder Schälhafer. Nackthafer wurde von den Spelzen getrennt und liefert daher rund 27% mehr Energie als normaler Hafer. Im Gewicht liegt der Nackthafer auch höher als eine volumenmäßige identische Menge an normalem Hafer. Die aufputschende Wirkung des Nackthafers fällt jedoch meist geringer als bei der Fütterung von normalem Hafer aus. Dieses kann daran liegen, dass Nackthafer einen hohen Fettanteil hat und die Energie aus diesem Fettanteil nur langsam freigesetzt wird. Außerdem ist davon auszugehen, dass bei der Fütterung von Nackthafer meist eine größere Sorgfalt im Spiel ist. Wenn die Futtermengen genau und regelmäßig abgewogen werden, besteht weniger Risiko für eine Überversorgung. Nackthafer bzw. Schälhafer eignet sich sehr gut zur Fütterung von Leistungspferden mit schlechtem Appetit (schlechte Fresser).

Nährwert von Nackthafer / Schälhafer

Energiewert: 16 MJ vE/kg
Rohprotein: 13%
Rohfaser: 3%
Fett: 9%

Hafer an Pferde füttern

Hafer kann als ganzes Korn verfüttert werden, wenn das Pferd ein gutes Gebiss hat. Für ein sehr altes Pferd oder ein sehr junges Pferd eignet sich die Haferfütterung mit ganzen Körnern deshalb nicht. Verfüttert man Hafer als ganzes Korn, so hat dieses den Vorteil, dass der Hafer weniger staubbelastet ist und noch seinen ganzen Futterwert aufweist. Es gibt Menschen, die glauben, dass beim die Haferkörner, wenn sie im Ganzen verfüttert werden, unverdaut vom Pferd ausgeschieden werden. Dieses stimmt in der Regel nicht, da lediglich die unverdauliche Rohfaser (Spelzen) den Verdauungstrakt des Pferdes passieren und später im Kot des Pferdes erkennbar sind, während das Korn als solches vom Pferd verdaut wurde. Bei Pferden, die die Haferkörner im Ganzen ohne ausreichendes Kauen verschlingen, können jedoch auch einige ganze Haferkörner unverdaut durch den Verdauungstrakt „rutschen“. Unter Umständen kann es sinnvoll sein, den Hafer mit Häcksel zu vermischen, um das Pferd zu einer intensiveren Kauarbeit zu bewegen.

Wird gequetschter Hafer verfüttert, so muss beachtet werden, dass durch das Aufbrechen der Spelze und des Korns selber, Luftsauerstoff in das Korn eindringt. Auf diese Weise reduziert sich der Futterwert (Nährwert) in relativ kurzer Zeit und das enthaltene Fett kann ranzig werden, was die Schmackhaftigkeit des Hafers beeinflusst. Gequetschter Hafer sollte deshalb innerhalb von zwei bis maximal drei Wochen verbraucht werden. Beim Kauf von Quetschhafer sollten Sie außerdem bei Ihrem Futtermittelhändler nachfragen, wie lange der Hafer schon am Lager ist. Quetschhafer eignet sich vor allem zur Fütterung von Pferden, die Probleme mit Maul oder Zähnen haben.

Wenn Pferde nur mit Hafer und Heu versorgt werden, fehlt es der Ration in der Regel massiv an Kalzium und auch die ausreichende Eiweißversorgung kann unter Umständen nicht gewährleistet werden. Deshalb sollte die Pferdefutterration neben Hafer und Heu durch weitere Futtermittel ergänzt werden.

Zur Ergänzung von Hafer und Heu eignen sich Luzerne (hoher Kalziumgehalt, hoher Proteingehalt, niedriger Energiegehalt), Zuckerrübenschnitzel (hoher Kalziumgehalt, niedriger Proteingehalt, relativ hoher Energiegehalt) oder spezielle Hafer-Ergänzungsfutter. In speziellen Hafer-Ergänzungsfuttermitteln liegt meist ein hoher Gehalt an Vitaminen und Mineralien, ein relativ hoher Gehalt an Proteinen und ein relativ hoher Energiegehalt vor.

Daneben kann eine Futterration aus Heu und Hafer auch durch ein herkömmliches Ergänzungsfutter für Pferde ergänzt werden, das dem Pferd zusätzliche Vitamine, Mineralstoffe und Proteine liefert.