Holzrücken mit Pferden – Geschichte und Hintergründe

Das Holzrücken mit Pferden ist eine Arbeit, die früher oft traditionell zu den Aufgaben der Bauern gehörte. Viele Bauern besaßen früher nicht nur Ackerflächen, sondern auch mehr oder weniger große Waldgebiete, die in erster Linie in den Wintermonaten bewirtschaftet werden mussten. In den waldreichen Mittelgebirgsregionen arbeiteten die Bauern mit ihren Zugpferden zusätzlich auch noch in anderen Privatwäldern und in öffentlichen Wäldern im Auftrag der Forstämter.

Für die Bauern bot das Holzrücken mit Pferden gleich zwei Vorteile: Sie kamen in den Genuss eines zusätzlichen Einkommens und gleichzeitig waren ihre Arbeitspferde auch in den Wintermonaten beschäftigt, wo sonst nur wenig Arbeit auf dem Land anfiel.

Im Anschluss an die Stallarbeit packten die Bauern alle notwendigen Arbeitsmittel wie Axt, Säge, Rückeketten, Hammer und Keile zusammen mit dem für den Tag erforderlichen Proviant für Mensch und Pferd auf einen Wagen. Anschließend spannte man das Pferd bzw. die Pferde vor den Wagen und machte sich auf den Weg zur Arbeit in den Wald. Die eigenen zu bewirtschaftenden Wälder waren meist nicht weit vom Hof entfernt. Nahm man zusätzliche Lohnarbeiten an, so suchte man sich hierfür ebenfalls Wälder aus, die gut erreichbar in der Nähe gelegen waren.

Waldwege und Schneisen im Wald waren damals weit weniger verbreitet, deshalb mussten die Bauern auch längere Strecken quer durch den Wald in Kauf nehmen. Beim Holzrücken mussten Pferd und Mensch Bäume der unterschiedlichsten Holzstärken bewältigen. Die Pferde wurden damals ebenfalls zum Endrücken, zum Laden des Holzes auf den Wagen und zum anschließenden Abtransport eingesetzt.

Für alle Arbeitsprozesse, die bei der Rückearbeit mit Pferden notwendig waren, entwickelten die Bauern spezielle Techniken, die sich von Region zu Region immer etwas voneinander unterschieden. So erfolgte das Führen der Pferde im Rheinland und in Westfalen von vorne. Der Fuhrmann ging vor oder neben dem Pferd her, wobei er es an einem Fuhrstrick mit durchgeschlaufter Kinnkette am Trensenring führte. Teilweise blieb er auch neben dem Pferd an der Seite stehen und ließ es schrittweise antreten, so dass er das angehangene Holz beobachten und entsprechende Kommandos zur Richtung geben konnte.

Durch die Rückearbeiten mit den Pferden entwickelten sich im Wald ganz von alleine Schleifwege, welche von den erfahrenen Holzrückpferden immer wieder selbstständig genutzt wurden. Sobald eine Last angehangen war, begaben sich die Pferde praktisch selbstständig auf den bekannten Schleppweg und gingen in Richtung Waldrand. Deshalb mussten die Holzrückepferde oft nur von einem jugendlichen Helfer begleitet werden, der minimale Richtungskorrekturen vornahm und am Ende des Weges die Last abhängte. Anschließend führte er das Pferd zurück in den Wald, wo Vater oder Großvater die nächste Holzfuhre zusammenzogen.

Eine besondere Herausforderung stellte das Schwachholzrücken dar, hier waren Geschick, Überlegung und Erfahrung notwendig, um mit so kurzen Wegen wie möglich und schonend für den Wald eine Schleppe zu erreichen. Dazu wurden stabile, breite Ortscheide aus Eschen- oder Eichenholz verwendet. Manchmal kam auch eine lange Kette zum Einsatz, die auf beiden Seiten des Zuggeschirrs als Zugkette eingehängt wurde und hinter dem Pferd mit einem Rundholz mit einer Länge von circa 80cm auseinander gehalten wurde. Als Rückekette griff man bevorzugt auf kleingliedrige, zweisträngige Ketten zurück, die einzelne große Glieder aufwiesen, über die die Last am Ortscheit eingehängt werden konnte.

In bergigeren Regionen wurden geschmiedete Wirbel zwischen Ortscheit und Zughaken eingesetzt. Ein Aufrollen der Zugkette, wenn die angehängten Stämme wegrollten, wurde  damit ebenso verhindert wie ein damit verbundenes Hochschlagen des Ortscheites.

Eher selten wurden Pferde beim Holzrücken von hinten unter Verwendung einer Einspännerleine gearbeitet. Wurde allerdings zweispännig Holz gerückt, was häufig in lichten Waldbeständen oder Kahlschlägen der Fall war, lenkte der Fuhrmann die Pferde in der Regel von hinten. In Süddeutschland kam beim Holzrücken mit Pferden die Stoßleine zum Einsatz, die als beste und sicherste Leinenführung beim Holzrücken gilt.

Für das Aufpoltern des Stammholzes wurden – wenn möglich – vorhandene Böschungen oder Gräben genutzt, wobei man von Hand nachhebelte. Wurde mit Pferden gepoltert, so wurde zuerst das dicke Ende quer zum liegenden Holz auf den Polter gezogen und anschließend das dünne Ende. Dafür war es notwendig, ein stabiles Rundholz als Rutsche im Vorderbereich des Stammes unterzulegen.