Geschichte und Entwicklung des Pferdes
Die ersten Vorfahren der heutigen Hauspferde durchstreiften bereits vor circa 55 Millionen Jahren bei der Nahrungssuche die Wälder. Damals waren diese Tierchen etwa so groß wie eine Katze oder ein Fuchs und entsprachen optisch einer Antilope ohne Hörner. Die Hauptnahrung waren Blätter von den Bäumen. Im Gegensatz zu den heutigen Pferdarten, die allesamt zu den Einhufern gehören, besaß das Urpferdchen vorne vier und hinten drei Zehen.
Das, was wir heute über diese Spezies wissen, haben wir den Wissenschaftlern zu verdanken, die die bei Ausgrabungen entdeckten Fossilien in mühsamer Kleinarbeit untersuchten und sich daran machten, ihre verborgenen Geheimnisse zu enträtseln. Ende 1840 wurde in der Nähe von London ein solches Fossil gefunden und vom englischen Zoologen Owen als „Hyracotherium“ (klippschlieferartiges Tier) bezeichnet. Eine kurze Zeit später wurden in Nordamerika ebenfalls Fossilien entdeckt, der Amerikaner Othniel Charles Marsh (1831-1899) gab diesen den Namen „Morgenrötepferdchen“ (wissenschaftlich: „Eohippus“). Später kam heraus, dass es sich bei beiden Fossilienfunden um dieselbe Tierart handelte.
Da in Nordamerika eine große Anzahl dieser Fossilien gefunden wurden, wird angenommen, dass hier das Entstehungsgebiet des Pferdes liegt. Entstanden ist das Urpferd im frühen Eozän (vor ca. 55 Millionen Jahren). Zu der Zeit bildeten sich gerade die Kontinente, die Gebirge, der Atlantik und der Indische Ozean heraus. Die Evolution zog sich über Jahrmillionen hin und wies nicht immer einen geraden Verlauf auf. – So kam es, dass bestimmte Tierarten ausstarben, weil sie sich den jeweiligen Klimabedingungen und Vegetationsverhältnissen nicht hinreichend anpassen konnten. Der Eohippus entwickelte sich zum Orohippus, Miohippus, Merychippus, Pliohippus und letzten Endes zum Equus weiter. In jeder Epoche gab es parallel verwandte Gattungen.
Im Laufe der Evolution vom Eozän zum Oligozän (vor etwa 38 Millionen Jahren), Miozän (vor etwa 26 Millionen Jahren), Miozän (vor etwa 26 Millionen Jahren), Pliozän (vor etwa 7 Millionen Jahren) und Pleistozän (vor etwa 3 Millionen Jahren) entwickelten sich die Außenzehen des Urpferdes mehr und mehr zurück. – Aus dem mittleren Zeh entstand auf diese Weise ein Einzelhuf. Dadurch erlangte das Urpferd eine höhere Standfähigkeit und eine größere Belastbarkeit. Auch die Beine veränderten sich und wurden wie der Körper immer länger, dazu kam ein größerer Brustkorb, was dem Urpferd insgesamt eine gesteigerte Schnelligkeit ermöglichte.
Diese Schnelligkeit war für das Überleben des Urpferds notwendig, da sich auch die Umwelt veränderte. – Weite Graslandschaften entstanden dort, wo vorher üppige Laubwaldgebiete waren und mit den Laubwäldern verschwand auch die Deckung des Urpferdes. – Es war den in großer Zahl vorhandenen Fleischfressern ohne Schutz ausgeliefert und darauf angewiesen, jederzeit schnell flüchten zu können.
Die veränderte Umwelt führte auch dazu, dass das Urpferd seine Nahrung von Blättern auf Gras umstellte, was wiederum zur Folge hatte, dass sich der Verdauungsapparat und das Gebiss im Rahmen der Evolution angepasst an das Leben eines Grasfressers vergrößerten. Auch das Gehirn des Pferdes nahm an Größe zu und die Augen verlagerten sich mehr und mehr zur Seite, damit ein wesentlich größeres Blickfeld erschlossen werden konnte.
Frühe Pferdearten wanderten noch vor der Zerstörung der Landverbindung zwischen Alaska und Sibirien durch die Gletscher der beginnenden Eiszeit (600.000 bis 100.000 vor Christus) von Amerika nach Asien und Europa bis nach Afrika. Eine Erklärung für diese Wanderung gibt es nicht. Ebenso ungeklärt ist, warum die Equiden in Amerika vor circa 6000 bis 8000 Jahren komplett ausstarben. Nach Amerika zurückgekehrt sind die Pferde mit den spanischen Eroberern Columbus und Cortez.
Die ersten Einhufer brachten die Pferde, Esel, Halbesel und Zebra hervor. Zu den berühmtesten Nachkommen der lange ausgestorbenen eiszeitlichen Urpferde gehören das asiatische Przewalskipferd und der Tarpan aus Europa. – Das Przewalskipferd ist das einzige heute noch lebende Wildpferd. Der Tarpan wurde im 19. Jahrhundert ausgerottet. Es ist nicht genau klar, in welchem Zusammenhang diese Pferderassen mit der Entstehung unserer heutigen Hauspferde stehen.
Pferd und Mensch – geschichtliche Entwicklung
Wie haben Mensch und Pferd zueinandergefunden? Antworten finden Sie in unserem Artikel über die Entwicklung der Beziehung zwischen Mensch und Pferd. – Waren Pferde ursprünglich reine Jagdbeute erkannten die Menschen sehr schnell, dass die Tiere für wesentlich mehr Aufgaben geeignet sind…