Harnproduktion beim Pferd
Primärharn ist nur wenig konzentriert. Im Bereich der „Henleschen Schleifen“ (vielfach gewundenes Kanälchensystem – Die innere Oberfläche der Kanälchen liegt bei 4.000 cm².) in der Markschicht der Nieren gibt der Primärharn wieder Wasser, Glukose, Elektrolyte und Mineralien ab. Man spricht hier von einer Rückresorption. Anschließend bleibt der Harn bzw. konzentrierte Sekundärharn in seiner endgültigen Zusammensetzung übrig. Er beinhaltet als „harnpflichtig“ bezeichnete Stoffwechselprodukte des Pferdekörpers. Dazu gehören Wasser, Harnstoff, Harnsäure und Medikamente. Die Rückresorption wird über Hormone der Nebennierenrinde und des Hypophysenhinterlappens gesteuert, wobei die Hormonausschüttung durch Sinneszellen in Schwung gebracht wird, die Reize von der Aorta und der linken Herzvorkammer empfangen und über das Nervensystem weiterleiten. Der Füllungsgrad der Aorta und der linken Herzvorkammer sowie der osmotische Druck des Blutes in diesen Bereichen sind die Auslöser.
Die Kanälchen der Niere leiten den Pferdeharn über sogenannte Sammelrohre weiter in das Nierenbecken. Vom Nierenbecken fließt der Harn in den Harnleitern in die Harnblase, welche auf dem Vorderrand des Beckenbodens liegt. Im Harnleiter befinden sich kleine Drüsen, die dem Harn viele Schleimstoffe beimengen, was ihm eine schlierig-schleimige Optik verleiht, auch wenn das Pferd vollkommen gesund ist.
Der Harn des Pferdes ist ansonsten eine leicht trübe Flüssigkeit mit einer gelblichen Färbung, die alkalisch reagiert (typisch bei Pflanzenfressern). Er sammelt sich in der Harnblase an, bis diese aufgrund ihrer Füllung einen Reiz zur Entleerung (Dehnungsreiz) auslöst. Das vegetative Nervensystem des Pferdes setzt das Zusammenziehen der Blasenmuskulatur in Gang. Durch Training lässt sich dieses jedoch in gewissen Grenzen beeinflussen.
Pro Tag werden von einem gesunden Pferd zwischen drei und sechs Liter Urin ausgeschieden.
Mithilfe von Untersuchungen des Pferdeharns kann der Tierarzt wichtige Erkenntnisse über den Gesundheitszustand des Pferdes gewinnen und verhältnismäßig sicher bestimmte Krankheiten erkennen, wenn Blut, Eiweiß oder Zucker im Harn nachgewiesen werden kann.