Hufmechanismus – Funktionen und Hintergründe

Der Begriff Hufmechanismus dient zur Beschreibung der Vorgänge, die im Huf bei Belastung und bei Entlastung ablaufen. Unter Belastung verändert die Hornkapsel des Hufs ihre Form: Der obere vordere Teil der Hornkapsel tritt am Kronrand leicht zurück, und die seitlichen hinteren Trachtenwände spreizen sich auseinander. Auf diese Weise haften Tragrand, Strahl und Ballen am Boden. Bei Entlastung federt die Hornkapsel wieder in ihre ursprüngliche Form zurück.

Der Hufmechanismus erfüllt zwei wichtige Funktionen: Er wirkt als Stoßdämpfer und regt die Durchblutung im Huf an.

Hufmechanismus: Stoßdämpfende Wirkung

Mit jeder Bewegung des Pferdes treten Kräfte auf, die auf den Huf einwirken – ihn verformen. Der Aufbau des Hufs ist darauf abgestimmt. Die vielen verschiedenen Gewebe, die den Huf bilden und die besondere Bauweise der Hufabschnitte machen den äußerlich so starr wirkenden Huf flexibel.

In erster Linie ergibt sich die Elastizität des Hufes aus Strahl, Blättchenschicht, weißer Linie und dem Ballen. Diese Bestandteile des Hufes sind elastisch und drücken sich bei Krafteinwirkung zusammen bzw. ziehen sich auseinander. Die elastischen Komponenten des Hufes treten im Wechsel mit Harthorn im Huf auf. Zum Harthorn gehören das Horn der Schutzschicht und die Sohle. Die Kraft wird von diesen starren Bestandteilen des Hufes aufgenommen und an die elastischen Hufstrukturen weitergegeben, wo sich die Energie nach und nach verliert.

Die Bauweise des Hufes fördert den Hufmechanismus
bei notwendigen Verformungen:

  • So wird die Hufwand von der Zehe zu den Trachten hin dünner.
  • Die Beschaffenheit der Eckstrebenwände ermöglicht es dem
    Huf hinten weiter zu werden.
  • Bei Belastung wird das W-förmige Profil des Strahles flacher.
    Bei einer Entlastung trägt das W-förmige Profil des Strahls für einen Rückstelleffekt Sorge.
  • Die Hufballen weisen aufgrund ihres Polsters eine gute Elastizität auf.
  • Bei Belastung sinkt die aufgewölbte Sohle des Hufes leicht ab,
    wobei sie Energie aufnimmt.
  • Die Hornknorpel des Hufes weisen aufgrund ihrer senkrechten,
    leicht konkaven Ausrichtung eine federnde Wirkung auf.

Die Aktivierung des Hufmechanismus erfolgt schon bei der geringsten Bewegung des Pferdes. So weichen die Trachten schon nach außen, wenn das Pferd sein Gewicht nur etwas nach vorne verlagert. Dabei handelt es sich um minimale Veränderungen im Millimeterbereich. Selbst in Situationen, wo die Hufe einem sehr großen Druck standhalten müssen (beispielsweise in schnelleren Gangarten), fallen die Verformungen nur gering aus.

Hufmechanismus: Unterstützung des Blutkreislaufs

Der Hufmechnismus regt den Blutkreislauf im Huf an. Die Wirkung der sich verformenden Hornkapsel entspricht der einer Pumpe. Durch die Verformung wird das Blut in den hornbildenden Bereichen der Huflederhaut aus den Adern im Wechsel hinausgedrückt und wieder eingesogen.

Die ausreichende Versorgung mit Blut ist eine Grundvoraussetzung für gesunde Hufe. Wenn Pferde für längere Zeit zu wenig Bewegung bekommen, zu wenig gearbeitet werden oder wegen Krankheit stehen müssen, verringert sich das Hornwachstum. Außerdem kann es dazu kommen, dass die Hornkapsel enger und so der erforderliche Bewegungsspielraum der inneren Hufstrukturen eingeschränkt wird.

Hufmechanismus: Bedeutung für den Beschlag

Durch einen Beschlag soll der Hufmechanismus in keinster Weise behindert werden. Deshalb wird seitlich lediglich bis etwa zur Mitte des Hufeisens genagelt. Außerdem werden weiter hinten keine Seitenaufzüge angebracht, damit die Trachtenwände frei bleiben.

An benutzten Hufeisen kann man Schleifspuren erkennen, die zeigen, dass die Trachten auf den Schenkeln des Eisens gearbeitet haben.