Futterrehe – ernährungsbedingte Hufrehe

Eine ernährungsbedingte Hufrehe entsteht durch eine Überbelastung des Verdauungsapparates. Diese Überbelastung führt dazu, dass es zu einer Veränderung der Bakterienpopulation in den hinteren Abschnitten des Pferdedarms kommt.

Pferde sind von der Natur aus so konzipiert, dass sie ca. 18 Stunden eines Tages mit Fressen verbringen. Die Nahrungsaufnahme erfolgt beim Pferd dementsprechend sehr häufig und in kleinen Mengen. Ihr Magen kann sehr schnell überfüllt werden, weil er verhältnismäßig klein ist. Bei einem überfüllten Magen wird der Nahrungsbrei sehr schnell bzw. zu schnell durch den Dünndarm geleitet. Die Enzyme im Dünndarm, die für die Verwertung der Nährstoffe zuständig sind, können dann nicht richtig arbeiten und einige Nahrungsbestandteile gelangen unverdaut in den Dickdarm des Pferdes. Dabei sind unverdaute lösliche Kohlenhydrate (Stärke), die in den Dickdarm geleitet werden, von besonderer Bedeutung.

Im Dickdarm werden lösliche Kohlenhydrate (Stärke) als Quelle für schnell verfügbare Energie genutzt. Es kommt zu einem überstürzten Abbau der Stärke, was ein sehr schnelles Wachsen der zuständigen Bakterien zur Folge hat. Die Bakterien, die zur Verdauung der Rohfaser dienen, müssen zunächst die Rohfaser aufbrechen, bevor sie die enthaltenen Nährstoffe freisetzen können, weshalb sie lediglich langsam wachsen.

Bei den Arbeitsprozessen der Bakterien, die die Stärke verdauen, fallen Nebenprodukte in Form von flüchtigen Fettsäuren und Milchsäure an. Auf diese Weise entsteht ein saures Milieu im Pferdedarm. Folge davon, kann im günstigsten Fall, eine Verdauungsstörung mit leichter Kolik beim Pferd sein.

Für die Bakterien, die zur Verdauung der Rohfaser dienen, bedeuten die veränderten sauren Verhältnisse im Darm jedoch das Ende. Viele der Bakterien sterben ab, weil sie im sauren Milieu nicht überleben können. Beim Absterben reißen die Zellwände der Bakterien auf, wobei Endotoxine (Giftstoffe) freigesetzt werden. Weiterhin führen die sauren Bedingungen dazu, dass die Darmwand geschädigt wird, was dazu führt, dass die Giftstoffe aus dem Pferdedarm in die Blutbahn gelangen können. Auch die Milchsäure kann passiv in die Blutbahn absorbiert werden, so dass es dazu kommt, dass im gesamten Pferdekörper saure Verhältnisse entstehen (Azidose).

Im Zuge der Giftstoffzufuhr in die Blutbahn, kommt es zu einer Reaktion des Pferdekörpers, die unter anderem zur Freisetzung von Hormonen führt. Eines dieser Hormone ist Histamin, welches Einfluss auf die Blutversorgung nimmt. Durch das Histamin, wird den Hufen Blut entzogen und die ernährungsbedingte Hufrehe mit den typischen Symptomen setzt ein.

Bei einer Futterrehe sollten wie bei jeder anderen Form der Hufrehe, sofort Tierarzt und Hufschmied benachrichtigt werden. Bis die fachmännische Hilfe eintrifft, empfiehlt es sich, die Hufe des Pferdes mit Wasser zu kühlen.

Man muss sich sofort darum kümmern, dass die Übersäuerung des Pferdekörpers unterbunden wird. Wurden die sauren Verhältnisse im Körper durch Fressen auf einer zu nahrhaften Weide ausgelöst, muss das Pferd sofort von dieser Weide geholt werden. Setzt sich die Übersäuerung fort, kommt es zu einer vollständigen Vergiftung des Körpers, wodurch das Pferd sterben kann.

Nach Absprache mit dem behandelnden Tierarzt kann es angebracht sein, Maßnahmen zur schnellen Entgiftung einzuleiten. Dazu wird das betroffene Pferd 24 Stunden lang nur mit Kleiemash und qualitativ hochwertigem Heu versorgt.

Pferde, die unter einer ernährungsbedingten Hufrehe bzw. Futterrehe leiden, sollten auf keinen Fall bewegt werden, damit sie keine zusätzlichen Schmerzen ertragen müssen.

Generell sollte die Raufutterration des Pferdes so angepasst werden, dass der Rohfaseranteil und der Anteil an Kalzium hoch sind und der Zuckergehalt gering ausfällt.

Pferde mit Hufrehe sollten nicht hungern müssen, weil ihr Körper ansonsten zur Deckung des Energiebedarfs auf Fettreserven zurückgreift. Dieses Fett wird im Pferdekörper sehr schnell mobilisiert, was zu einer Veränderung des Stoffwechsels führt. In die Blutbahn gelangen dann verhältnismäßig große Mengen an Fettsäuren, wodurch die Krankheit Hyperlipämie ausgelöst werden kann. Insbesondere verfettete Ponys sind sehr anfällig für diese Krankheit, wobei auch alle anderen Pferde davon betroffen sein können.