Pferd und Schaf
Wenn sich die Gemeinschaft aus Pferd und Schaf dann etabliert hat, so ist die Bindung des Schafes an das Pferd meistens größer als umgekehrt. So ein Gesellschaftsschaf folgt dem Pferd oft überall hin – und das nicht nur auf der Weide, sondern auch beim Ausritt.
Das Herdenverhalten von Schafen unterscheidet sich vollkommen vom Verhalten, das in Pferdeherden zu beobachten ist. Schafe betreiben keine soziale Fellpflege. Außerdem gibt es in Schafherden keine klaren Strukturen hinsichtlich der Rangordnung wie das in Pferdeherden der Fall ist. Kann in Pferdeherden relativ schnell das Leittier anhand seines Verhaltens erkannt werden, ist dieses in Schafherden meist kaum möglich. Dominantes Verhalten ist fast nur bei Schafböcken zu erkennen, die um die Herrschaft über die Mutterschafe zu erlangen, auch miteinander kämpfen.
Wollen Sie ein Schaf als Gesellschaftstier für Ihr Pferd anschaffen, sollten Sie sich immer für ein weibliches Schaf entscheiden. Schafböcke neigen nicht nur – wie bereits erwähnt – zu aggressiverem Verhalten, sie sind auf die Gesellschaft von weiblichen Schafen angewiesen, damit sich bei ihnen keine Störungen im Verhalten entwickeln.
Wie aufgeschlossen sich das Schaf Ihnen als Mensch gegenüber zeigt, hängt stark mit seinen bisherigen Erfahrungen zusammen. Schafe, die aus einer Herde stammen, wo sich der bisherige Halter sehr intensiv mit den Tieren beschäftigt hat, werden wahrscheinlich auch Ihnen gegenüber sehr schnell zutraulich und lassen sich dann auch streicheln. Schafe, die aus einer eher „wilden“ Haltung stammen, werden ihre erlernte Distanz zum Menschen wahrscheinlich nie vollständig abbauen und immer eher auf Abstand bleiben, wenn Sie sich nähern. Bei der Auswahl Ihres Schafes, sollten Sie sich überlegen, was Sie wollen. Mit der Anschaffung eines eher zahmen Schafes werden Sie weniger Probleme im Umgang haben, wenn Sie das Tier für eine tierärztliche Untersuchung oder zum Scheren von der Weide holen müssen. Bei einem wilderen Vertreter müssen Sie hier etwas mehr Zeit, „Kampf“ und „Nerven“ einplanen.
Es gibt bei den Schafen traditionell eine Einteilung der verschiedenen Rassen in Landschafrassen, Fleischschafrassen und Merinoschafrassen. Für die Anschaffung eines Schafes als Gesellschaftstier für das Pferd werden meist Vertreter der Fleischschafrassen gewählt, zu denen das Schwarzkopfschaf, das Weißkopfschaf und das Texelschaf gehören.
Um ein Schaf zu kaufen, ist der Gang zu einem Züchter ratsam. Wenn Sie einen ambitionierten Freizeit-Schafhalter bzw. Freizeit-Schafzüchter in Ihrer Nähe finden, so haben Sie mit diesem meist stets einen Ansprechpartner und Unterstützung bei der Pflege und Haltung des Schafes. Bevorzugen Sie bei der Auswahl des Schafes ein weibliches Schaf im Alter von etwa vier Monaten bis zu einem Jahr. Jüngere Schafe bzw. Lämmer haben den Sozialisierungsprozess innerhalb der Herde noch nicht vollkommen durchlaufen und können deshalb später Verhaltensstörungen aufweisen. Bei älteren Schafen besteht in der Regel eine sehr ausgeprägte Bindung an die Herde, was eine sehr lange Trauerphase und damit schwierige Zeit für diese Tiere bedeuten kann, wenn sie aus der Herde gerissen und zum Pferd gestellt werden.
Beobachten Sie „Ihr favorisiertes Schaf“ und sein Verhalten in der Herde genau, wobei Sie sich zum Kauf entschließen: Macht es einen aufgeweckten, lebhaften Eindruck? Wirkt es gesund (kein Husten, kein Durchfall, normal durchblutete Schleimhäute…)? Steht es friedfertig inmitten seiner Artgenossen? Zeigt sich die Herde insgesamt eher scheu oder aufgeschlossen? Wie gut lässt sich das Schaf einfangen und abtasten? Wie fühlt sich das Schaf beim Abtasten an (gut genährt, bemuskelt oder eher mager)? Zeigt es irgendwelche Schmerzreaktionen beim kräftigeren Abtasten? Bewegt sich das Schaf normal oder schwankt es? Sind die Klauen des Schafes gepflegt und frei von Faulstellen?
Sollten Sie unsicher sein, können Sie auch Ihren Tierarzt um Unterstützung bitten und eine Ankaufsuntersuchung für das Schaf veranlassen, um sicherzugehen, dass das Schaf auch wirklich gesund ist und keinerlei Gefährdung von ihm für Ihr Pferd ausgeht.