Pferdehaltung in Eigenregie

Die Pferdehaltung in Eigenregie macht Sie in großen Teilen unabhängiger, bringt aber auch ein hohes Maß an Verantwortung mit sich. Wenn Sie beschlossen haben, Ihre Pferde von nun an komplett selber zu halten und zu versorgen, müssen Sie viel Zeit aufwenden.

Zunächst geht es um die grundsätzlichen Fragen der Haltung. Welche Haltungsform soll bei Ihrer Pferdehaltung in Eigenregie zum Tragen kommen und liegen bereits geeignete Voraussetzungen hierfür vor? Besitzen Sie einen landwirtschaftlichen Betrieb oder haben Sie schon einen Resthof mit Weideflächen im Auge, den Sie pachten oder erwerben können? Im Zusammenhang mit dem Kauf von Resthöfen müssen Sie übrigens da Grundstücksverkehrsgesetz beachten. Hiernach bedarf der Verkauf von Flächen ab 10.000 Quadratmeter an Nichtlandwirte einer Genehmigung durch die Landwirtschaftskammer.

Wenn Sie beabsichtigen, Grünlandflächen im Außenbereich für die Pferdehaltung anzupachten, sollten Sie vorher genau prüfen, ob dort der Bau eines Pferdestalls und die Anlage eines Sandauslaufs / Paddocks zulässig ist, weil es sich dabei um so genannte genehmigungspflichtige bauliche Anlagen handelt. Falls es mit einer Genehmigung schlecht aussieht, versuchen Sie herauszufinden, ob das Aufstellen einer fahrbaren Weideschutzhütte eventuell von den Behörden toleriert wird. In der Regel gibt es auch weniger Probleme mit entsprechenden Genehmigungen, wenn der Landwirt, der die Flächen verpachtet als Bauherr des Pferdestalls (Offenstalls) auftritt. Landwirte haben ein Vorrecht für die Errichtung baulicher Anlagen im Außenbereich, wenn diese dem landwirtschaftlichen Betrieb dienen und bestimmte Auflagen hinsichtlich der Maße (hier gibt es zwischen den Bundesländern Unterschiede) eingehalten werden.

Vielleicht finden Sie auch einen landwirtschaftlichen Betrieb in Ihrer Nähe, der nicht nur über „ungenutzte“, passende Grünflächen sondern auch über ungenutzte Nebengebäude verfügt, die sich zur Pferdehaltung nutzen lassen und von Ihnen gepachtet werden können. Wenn Sie sich für diese Variante entscheiden, sollten alle Bedingungen / Vereinbarungen detailiert in einem schriftlichen Vertrag geregelt werden. Achten Sie auch auf die zwischenmenschliche Komponente, da Sie durch die Pferdehaltung am Hof des Landwirts zwangsläufig viel Kontakt haben werden, sollte hier eine gute Verträglichkeit gegeben sein. Bei günstigen Voraussetzungen kann sich diese Art der Pferdehaltung als echter Gewinn für Sie herausstellen. Wenn der Landwirt beispielsweise zur Aufgabenteilung bereit ist, brauchen Sie sich nicht um alle anfallenden Tätigkeiten selber zu kümmern. Auch ein Urlaub ließe sich so einfacher organisieren, wenn vorab geklärt ist, dass Ihr Pächter die Versorgung der Pferde während der Abwesenheit übernimmt.

Verfügen Sie über die notwendigen Sachkenntnisse zur Pferdehaltung?

Die Pferdehaltung in Eigenregie erfordert von Ihnen ein ausreichendes theoretisches und praktisches Sachwissen zur artgerechten Haltung von Pferden. Wenn Sie sich hier absolut sicher sein wollen, empfiehlt sich vorab die Teilnahme an verschiedenen Lehrgängen. Ein guter Anfang ist zum Beispiel die Erlangung des Basispass Pferdekunde, der von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) betreut wird. In diesem Zusammenhang gibt es das Bestreben der FN, dass der Sachkundenachweis privater Pferdehalter durch den Besitz des Basispass Pferdekunde verpflichtend gemacht wird.

Ihre Aufgaben bei Pferdehaltung in Eigenregie

Als „selbstständiger“ Pferdehalter kommen viele Aufgaben und Tätigkeiten auf Sie zu. Sie müssen viel organisieren und dementsprechend über ausreichend Zeit verfügen. Nachfolgend listen wir Ihnen die wichtigsten Aufgaben bei Pferdehaltung in Eigenregie kurz auf:

  • Fütterung und Tränken der Pferde
  • Auswahl, Einkauf und Lagerung der Futtermittel
  • Abäppeln und Ausmisten (Ställe, Ausläufe, Paddocks, Weiden)
  • Gesamte Stallanlage sauber und in ordnungsgemäßem Zustand halten
  • Pflege der Reitplätze / Longierbahnen usw. (sofern vorhanden)
  • Komplettes Weidemanagement
    (Bodenproben, Düngen, Weidepflege (abschleppen, säen…))
  • Errichtung und Pflege von Zaunanlagen
  • Weidegang der Pferde organisieren (rausbringen, reinholen)
  • Pflege des Pferdes bzw. der Pferde
  • Pflege des Sattelzeugs, der Reitausrüstung
    und von allem anderen Zubehör
  • Wahrnehmen von Terminen (Hufschmied, Tierarzt, u. ä.)
  • Bewegen und Trainieren des Pferdes / der Pferde

Ihr individueller Zeitaufwand für die Pferdehaltung in Eigenregie hängt von vielen Faktoren ab. Die Entfernung von Ihrem Wohnort zur Haltungsanlage der Pferde spielt dabei genauso eine Rolle wie die bauliche ausstattung der Anlage, die Anzahl der Pferde, die Sie versorgen müssen und Ihre eigenen Ansprüche an Hygiene, Sauberkeit, Ordnung und Ästhetik. Nicht zu vergessen ist die Anzahl an helfenden Händen, die Ihnen bei der Organisation Ihrer Pferdehaltung zur Verfügung steht. Je mehr verlässliche Helfer vorhanden sind, um so mehr Aufgaben können Sie zwischendurch deligieren.

Die Pferdehaltung in Eigenregie kann für den Pferdehalter das absolute Optimum sein, eignet sich aber nicht für jeden Menschen bzw. für jede Art der sonstigen Lebensorganisation. Hinterfragen Sie vorab genau, wie viel Zeit Ihnen zur Verfügung steht und achten Sie auf Ihr Gefühl. Sie sollten stets mit einem positiven Gefühl an die autonome Pferdehaltung in Eigenregie denken und sich nicht fortwährend innerlich mit der einhergehenden Belastung beschäftigen. Wenn dieses so ist, sollten Sie sich besser nach einem geeigneten Einstellplatz für Ihr Pferd bzw. für Ihre Pferde umsehen.

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