Pferde: Anweiden im Frühling

Endlich ist soweit: Frühling – Weidezeit! Mit Beginn der Weidesaison (in der Regel) im Mai stellt sich jedoch auch ein erhöhtes Verletzungs- und Erkrankungsrisiko ein. Die Pferde sind oft übermütig und scheinen sich über den Frühling mit Sonne und saftigem Gras ähnlich zu freuen wie wir Menschen. Insbesondere bei Pferden, die die kalten Monate fast ausschließlich im Stall verbracht haben, hat sich einiges an Energie und Bewegungslust aufgestaut.

Damit sich der Übermut der Tiere nicht in gegenseitigen Verletzungen verursacht beispielsweise durch wilde Wettrennen, unkontrolliertes Auskeilen oder Stolpern, ist es ratsam, die Pferde zunächst einzeln auf die Weide zu bringen. Dort beobachtet man die Pferde und ihr Verhalten einige Zeit, bevor man entscheidet, ob ein erhöhtes Risiko besteht, wenn man die Tiere gemeinsam auf die Weide lässt.

Der Körper des Pferdes muss sich erst langsam wieder an die Weide gewöhnen. Neben den Temperaturschwankungen zwischen Stall und Weide, muss sich insbesondere das sensible Verdauungssystem des Pferdes nach und nach auf das frische Saftfutter einstellen. Nur so kann Erkrankungen wie Kolik, Durchfall oder Hufrehe wirksam vorgebeugt werden.

Pferde sollten nicht von 0 auf 100 angeweidet werden. Also nicht heute noch Stall und ab morgen 24 Stunden Wiese. Für ein schonendes Anweiden kann man das Pferd zunächst für eine Viertelstunde am Führstrick grasen lassen. Dazu empfehlen sich die Abendstunden. Die Koppeln sollten zu dieser Zeit pferdefrei sein, damit das Pferd nicht „auf dumme Gedanken“ gebracht wird und sich losreißt. Eine weitere Möglichkeit, das Pferd langsam an das Gras zu gewöhnen, besteht in der Fütterung von Schnittgras im Stall, die man nach und nach steigert.

In den ersten drei Tagen des Anweidens sollte das Pferd nur etwa eine halbe Stunde Weidegang haben. Danach kann man den Weidegang langsam auf eine Stunde steigern. Insgesamt sollte man für das Anweiden des Pferdes einen Zeitraum von etwa drei Wochen einplanen.

Das frische Frühlingsgras stellt wirklich eine ernstzunehmende Gefahr für das Pferd dar, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Der Nährwert des Grases ist im Frühling anders als im Sommer. Insbesondere der Proteingehalt und der Gehalt an Fructan (Kohlenhydratart, Auslöser für Hufrehe) sind in den Frühlingsmonaten bzw. in der Wachstumsphase des Grases sehr hoch.

Aufgrund des hohen Proteingehalts im Frühlingsgras sollten Weidepferde während des Anweidens kein zusätzliches Kraftfutter sondern nur Heu und Stroh zum Ausgleich erhalten.

Ähnlich verhält es sich im Herbst. Ab September enthält das Gras wieder viel Protein und nur noch wenig bis keine Rohfaser. Deshalb sollte auch im Herbst auf die Kraftfutterzufütterung bei Weidepferden verzichtet werden.

In den Sommermonaten ist in Gras nur noch wenig Protein enthalten, weshalb arbeitende Weidepferde durchaus etwas Kraftfutter erhalten dürfen.

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