Körperpflege bei Wildpferden / freilebenden Pferden
Das Fluchttier Pferd verbringt sein Leben in Herden. Wildpferde verbringen fast den gesamten Tag mit der Futtersuche und Nahrungsaufnahme. In der Natur fallen die Futterstellen für die freilebenden Pferde nur selten üppig aus, deshalb sind die Pferdeherden gezwungen umherzuwandern und auf ihren Wanderungen hier und da ein Grasbüschel abzurupfen oder einen Ast anzuknabbern, um ihren Hunger zu stillen. Die natürliche Nahrungsaufnahme des Pferdes erfolgt also immer nur in kleinen Portionen. Es kommt äußerst selten vor, dass sich eine Pferdeherde wochenlang an einer Futterstelle aufhält.
Im Wechsel der Jahreszeiten durchqueren Wildpferde auf ihren Wanderungen ganz unterschiedliche Regionen mit verschieden beschaffenen Böden. Wenn es regnet, suchen freilebende Pferde bevorzugt Orte auf, wo sie nicht im Matsch stehen müssen. In heißen Sommern halten sich die Wildpferde unter schattenspendenen Bäumen auf, wenn diese vorhanden sind.
Unabhängig von der Region, wo die freilebenden Pferde sich aufhalten und unabhängig von der jeweiligen Jahreszeit, gilt jedoch immer, dass Pferde stets sehr sauber sind. Pferde fressen nicht an den Stellen, wo sie ihren Kot absetzen und wälzen sich auch nicht an diesen Orten. Zum Wälzen wählen sie in diesem Zusammenhang sauberen Boden oder flache Grasflächen aus.
Wildpferde stehen das ganze Jahr tags und nachts unter den natürlichen Witterungseinflüssen. Für freilebende Pferde gehören Sonne, Regen und Wind zu den wichtigsten Mitteln der Pflege. Ihr Fell wird durch die Sommer gewärmt und im Wachstum angeregt. Durch den Regen erhalten sie die ab und an erforderliche Feuchtigkeit. Wenn der Wind sanft durch das Fell „pustet“, werden beispielsweise abgestorbene Hautpartikel und Schmutz weggeweht.
Fellwechsel
Bei freilebenden Pferden (natürlich auch bei unseren Hauspferden) findet zweimal im Jahr durch den Fellwechsel eine groß angelegte Putzaktion des Körpers statt. Im Herbst erhält der Pferdekörper zum Schutz vor der Kälte des Winters ein dichtes, dickes Winterfell, welches die Pferde im Frühjahr wieder verlieren, damit sie in den heißen Sommermonaten nicht fortwährend schwitzen müssen.
Während des Fellwechsels betreiben Pferde eine besonders intensive Fellpflege. Sie beknabbern sich häufiger gegenseitig und wälzen sich auch öfters, da die Haut im Fellwechsel juckt, wenn neues Fell wächst oder altes Fell vom Körper abgestossen wird. Instinktiv kratzen sich freilebende Pferde und sorgen dadurch für eine Art Massage der Haut, was den Fellwechsel beschleunigt. Die positiven Effekte, die mit Wälzen oder gegenseitigem Beknabbern einhergehen, erlernen Pferde bereits im Fohlenalter und behalten dieses Verhalten dann ein ganzes Leben lang bei.
Wälzen
Pferde bevorzugen bestimmte Stellen zum Wälzen. Wenn man Pferde auf der Weide beobachtet, kann man häufig beobachten, dass sich an einer Wälzstelle ein Pferd nach dem anderen wälzt. Für dieses Verhalten gibt es gute Gründe: In der Regel beginnt ein älteres, erfahrenes Pferd mit dem Wälzen. Bevor es sich jedoch wälzt, überprüft es die ausgewählte Stelle intensiv durch Betrachten und Beriechen. Oft sieht man auch, dass es mit den Hufen scharrt. Auf diese Weise stellt es fest, ob der Boden auch wirklich sicher genug ist.
Bevor sich das Pferd nach eingehender Prüfung des gewählten Wälzplatzes niederlässt, dreht es sich meist noch einige Male um sich selbst. Dabei „sucht“ es nach der idealen Lage zum „Fallenlassen“. Dann erst lässt es sich auf den Boden „fallen“ und wälzt sich mit Genuss. Viele Pferde rollen sich beim Wälzen über den Rücken, um beide Seiten des Körpers ausgiebig „schubbern“ zu können.
Zum Aufstehen stemmt das Pferd zunächst den Oberkörper hoch und springt anschließend auf alle viere. Abschließend schüttelt es sich gründlich. Dabei wird der oberflächliche Schmutz aus dem Fell geschleudert.
Während sich das erste Pferd der Herde wälzt, beobachten die anderen Pferde sein Treiben meistens ganz genau. Sobald es mit seinem Wälzen fertig ist, rückt dann das nächste Pferd in der Rangfolge nach und wälzt sich ebenfalls an dieser bewährten Stelle. Alle weiteren Pferde der Herde folgen in der Regel nach, wobei die Rangfolge exakt eingehalten wird.
Schubberbäume
Wenn das Fell juckt, reiben sich Pferde gerne an Bäumen und Ästen. Diese Schubberbäume sucht sich das Pferd entsprechend seiner individuellen Bedürfnisse aus. Ein Fohlen braucht eben eine andere Art Schubberbaum als ein großes ausgewachsenes Pferd. So reiben sich Fohlen ihre Rücken gerne an durchhängenden Ästen, während einige erwachsene Pferde sich geschickt Astenden suchen, die sie zum Kratzen an ganz bestimmten Körperstellen nutzen können.
Im Fellwechsel bevorzugen Pferde meist dicke Baumstämme als Schubberbäume, um sich dort das alte Fell abzuscheuern. An diesen Schubberbäumen bleiben meist ganze Haarbüschel hängen, die dann häufig von Vögeln für den Nestbau fortgetragen werden.
Pflege der Hufe
Wildpferde bekommen weder Besuch vom Hufpfleger noch vom Hufschmied und haben dieses auch nicht nötig. Die Hufe von freilebenden Pferden haben sich im Laufe der Zeit an den Untergrund ihrer Heimat angepasst. So weisen arabische Pferde kleine Hufe auf, die sehr hart sind und damit ideal auf die Fortbewegung auf trockenen Böden abgestimmt sind. Kaltblüter hingegen, besitzen sehr breite und große Hufe, da sich ihr Leben seit Jahrhunderten in der Regel auf satten Wiesen und auf Ackerflächen mit schwerem, tiefen Boden abspielt.
Von der Natur wurde die Hufpflege des Pferdes optimal eingerichtet. Das Horn des Hufes wächst von alleine. Durch die weiten Wanderungen der Wildpferde kommt es durch das Laufen dazu, dass sich die Hufe immer wieder „abschmirgeln“. Die Hufe freilebender Pferde erscheinen deshalb in der Regel gleichmäßig rund und damit optimal gepflegt wie es auch der beste Schmied durch Ausschneiden kaum erreichen kann.
Der Pferdehuf ist, um geschmeidig zu bleiben, auf Feuchtigkeit angewiesen. Diese Feuchtigkeit erhalten die Hufe von Wildpferden auf unterschiedliche Weise. So grasen die Pferde morgens im taufeuchten Gras und stehen zum Trinken in Flüssen oder Seen meist im Wasser. Die Hufe erhalten damit ganz automatisch die Feuchtigkeit, die sie benötigen, um gesund zu bleiben.