Rosse und Paarungsverhalten
Stuten werden nur im Frühjahr und Sommer rossig (paarungsbereit), damit die Fohlen im folgenden Frühjahr geboren werden, wenn es hierzulande wieder wärmer wird und ausreichend Gras wächst. Die Rosse dauert bei Pferden relativ lang – sie erstreckt sich in der Regel auf ca. fünf bis sieben Tage – gelegentlich kann sie auch bis zu zehn Tagen betragen. Während der Rosse ist die Stute bereit sich von einem Hengst umwerben und letzten Endes decken zu lassen.
Bei den meisten Stuten kann man die beginnende Rosse sehr gut erkennen. Sie lassen oft weißlich gelben Urin ab, heben häufig den Schweif an und die Scheide wird geöffnet und wieder geschlossen. Das Öffnen und Schließen der Scheide wird auch als „Blitzen“ bezeichnet, man sagt: „Die Stute blitzt.“
Die rossige Stute lockt den Hengst zunächst heran, jagt ihn dann aber quietschend und ausschlagend wieder davon. Der Hengst wartet nun ab, bis sich die Stute bereit für die Paarung zeigt. Dazu umkreist er die Stute mit gewölbtem Hals, erhobenem Schweif und einer stolzierenden, tänzelnden Bewegung. Dabei flehmt er, um die Duftstoffe des Stutenurins intensiver wahrnehmen zu können.
Wenn die Stute letztlich mit der Paarung einverstanden ist, lässt sie den Hengst nah an sich heran. Der Hengst stößt tiefe, grummelnde Laute aus und beknabbert ihr häufig zunächst den Hals und Widerrist, reibt seinen Körper an ihrem Körper und schmust mit ihr. Zeigt sie dabei keine Abwehrreaktionen, springt er auf und deckt sie.
Dieses natürliche Paarungsverhalten ist heutzutage in der modernen Pferdezucht allerdings nur noch selten der Fall. Der Mensch greift in die Natur ein und sorgt beispielsweise durch die Gabe von Medikamenten oder künstliche Beleuchtung im Stall dafür, dass die Stute im Winter rossig wird, damit das Fohlen bereits Anfang Januar geboren wird. Fohlen, die früher geboren werden, können nämlich auch schneller im Pferdesport verwendet oder auf Zuchtschauen präsentiert werden.
Meistens werden die Zuchtstuten heute zum Decken zu einem privaten Hengsthalter oder einer Hengststation gebracht. Der Deckakt erfolgt dann in einem Deckstand, wo der Hengst am Strick gehalten aufspringt und die Stute den Hengst nicht durch Ausschlagen verletzen kann.
Daneben ist auch die künstliche Besamung der Stute in der Zucht weit verbreitet. Hierzu lässt man den Hengst die Attrappe einer Stute bespringen und fängt den Samen auf. Der gekühlte Samen wird an eine Tierklinik oder einen Tierarzt geschickt, der den Samen zum Zeitpunkt der Rosse mit einer Kanüle in die Scheide der Stute einspritzt.