Buzkashi

Buzkashi ist ein sehr altes und gefährliches Reiterspiel. Manchmal wird Buzkashi auch Buskaschi geschrieben. Für den europäischen Geschmack ist Buzkashi eher gewöhnungsbedürftig und etwas Ekel erregend. In Afghanistan, wo Buzkashi vor mehr als 700 Jahren erfunden wurde, ist Buzkashi Nationalsport und ein Publikumsmagnet. Übersetzt bedeutet Buzkashi (buz = Ziege / kashidant = ziehen) soviel wie „die Ziege packen“ oder einfach „Ziegenziehen“. Man kann Buzkashi als eine Art Rugby zu Pferde umschreiben.

Es gibt keine schriftlich festgelegten Regeln für Buzkashi, weshalb das Reglement insgesamt etwas schwammig ausfällt und auch nicht immer bei lokalen Wettbewerben eingehalten wird. Einige grundsätzliche Regeln lassen sich jedoch erkennen.

Buzkashi: boz – das Spielgerät

Als „Ball“ – mit dem Begriff boz (= Balg) bezeichnet – kommt beim Buzkashi eine große tote Ziege, ein toter Hammel oder ein kleines totes Kalb zum Einsatz. Am Tierkörper sind Kopf und Gliedmaßen am Karpalgelenk bzw. Sprunggelenk abgetrennt. In der Regel hat der boz ein Gewicht von um die 60kg. Im Spielverlauf kann der boz mit der Zeit etwas klebrig werden, womit er schwieriger zu packen wird. Das Spiel beginnt, wenn der erste Reiter den boz in vollem Galopp aufnimmt.

Spieler beim Buzkashi

Pro Mannschaft treten in der Regel etwa zehn bis zwölf Spieler an, wobei hier beim Buzkashi nicht so sehr darauf geachtet wird. Es macht eben mit, wer mitmacht. So kann eine Mannschaft auch mehr als 25 Spieler auf dem Feld haben. Die Spieler werden mit dem Begriff chopendoz bzw. tchovandoz bezeichnet. Buzkashi wird von hart gesottenen Männern gespielt. Früher kam es häufiger vor, dass während des Spiels Männer erdolcht oder anderweitig getötet wurden. In der heutigen Zeit ist es auch keine Seltenheit, dass sich Spieler mit Knochenbrüchen wieder aufrappeln, sich zurück aufs Pferd schwingen und weiterspielen als wäre nichts passiert.

Buzkashi wird nicht immer als Mannschaftssport ausgetragen. Es gibt häufig Spiele, die nach dem Prinzip „Jeder gegen Jeden“ ausgetragen werden. Derartige Buzkashi-Spiele laufen meist noch unübersichtlicher ab und erwecken einen chaotischen Eindruck. Auch bei den in der Mannschaft ausgetragenen Wettkämpfen kommt es häufig vor, dass die eigenen Mannschaftskameraden angreifen. Es gibt meist keine Absprachen und Strategien, weshalb kein Teamwork auf dem Spielfeld stattfindet und auch die Mannschaftswettbewerbe deshalb häufig nach dem Motto „Jeder gegen Jeden“ ablaufen.

Manchmal beteiligen sich mehr als 100 Reiter gleichzeitig an einem Spiel.

Vorgeschriebene Sicherheitskleidung gibt es beim Buzkashi nicht. Viele Spieler legen allerdings dicke Schutzkleidung an und tragen einen Kopfschutz, um ernsthafteren Verletzungen vorzubeugen.

Die besten Buzkashi-Reiter werden als Chapanzad bezeichnet. Sie werden in der Regel von Pferdebesitzern angeheuert. In Afghanistan werden die Chapanzad als Volkshelden angesehen.

Pferde beim Buzkashi

Die Pferde, die beim Buzkashi eingesetzt werden, haben einen äußerst kräftigen Körperbau. Eine Größenbegrenzung gibt es für Buzkashi-Pferde nicht. Kraft und Schnelligkeit sind die wichtigsten Eigenschaften, die ein Pferd mitbringen muss.

Die Tiere sind so trainiert, dass sie sich von so gut wie nichts aufhalten lassen. Um Angreifer aus dem Weg zu bekommen, beißen, schlagen und drängen die Pferde unerbittlich. Lediglich beim Sturz des eigenen Reiters halten sie inne.

Es heißt, dass die Buzkashi-Pferde einige Tage vor dem Wettkampf kein Futter mehr bekommen. Pferde, die sich in diesem Sport bewährt haben, sind sehr wertvoll. Sie werden teuer gehandelt. Buzkashi-Pferde der Spitzenklasse werden zudem als Art nationales Eigentum angesehen, weshalb sie nicht exportiert werden dürfen.

Ziele beim Buzkashi

Die Zielsetzung ist beim Buzkashi nicht immer gleich. Grundsätzlich geht es darum, wie der Name des Spieles bereits sagt, die Ziege zu packen – also den boz – und in einen Punkte-Bereich zu bringen.

Bei der Variante Tudabarai des Buzkashi muss der Reiter mit dem boz den Startzirkel lediglich in eine beliebige Richtung verlassen und dabei vor den anderen Reitern bleiben. In der Variante Qaranjai muss der Reiter den boz wegbringen und um eine Fahnenstange herumtragen. Anschließend muss er wieder zurückreiten und den boz in einen Punkte-Zirkel ablegen. Dabei kann er den eigenen Punkte-Zirkel wählen, was ihm drei Punkte einbringt oder aber den boz im Punkte-Zirkel des Gegners ablegen, wofür er einen Punkt bekommt.

Für Reiter, die ein Buzkashi-Spiel für sich entscheiden können, bedeutet der Sieg, ein Gewinn an sozialem Ansehen. Häufig erhält der Gewinner eines Buzkashi-Spiels aber auch noch einen wertvollen Preis. Dabei kann es sich um Geld oder aber auch um ein gutes Pferd handeln.

Buzkashi – Spielfeld

Das Spielfeld beim Buzkashi wird als Maidan bezeichnet und ist nicht begrenzt. Es gibt keine festen Abmessungen und keine Spielfeldmarkierungen. Je nach Spielvariante sind allerdings zwei Torpfosten in einem Abstand von 800m auf den Spielfeld untergebracht. Die Spiele werden in der Regel auf einem ebenen, frei zugänglichen Steppengebiet ausgetragen, welches häufig eine Größe von mehreren Quadratkilometern aufweist. Bei sehr wilden Spielen kann es vorkommen, dass man die Reiter zwischendurch gar nicht mehr sehen kann.

Ausrüstung beim Buzkashi

Der Reiter – also chopendoz bzw. tschovandoz – ist beim Buzkashi mit einer kurzen Peitsche aus Rohhaut ausgerüstet. Diese Peitsche nutzt er, um auf andere Spieler oder deren Pferde einzuschlagen. Wenn er die Peitsche gerade nicht benötigt, hält er sie in der Regel mit seinen Zähnen fest.

Was ist beim Buzkashi nicht erlaubt?

Die Spieler dürfen den boz nicht an ihrem Sattel festbinden. Außerdem dürfen sich die Spieler nicht gegenseitig auf die Hand schlagen, um an den boz zu gelangen. Auch das Stechen und Schießen ist beim Buzkashi verboten. Alles andere ist erlaubt.

Wann endet ein Buzkashi Spiel?

Meistens wird ein Spiel erst beendet, wenn sich der boz in seine einzelnen Teile aufgelöst hat. In Abhängigkeit der Spieleranzahl kann sich ein Buzkashi-Spiel auch über mehrere Tage lang hinziehen.