Materialien für Gebisse

Gebisse für das Reiten von Pferden werden aus vielen unterschiedlichen Materialien hergestellt und angeboten. Die Auswahl des richtigen Gebisses wird durch diese große Materialauswahl, die noch zu den vielen Arten von Gebissen hinzukommt, vor allem für Anfänger im Reitsport deutlich erschwert. Nachfolgend stellen wir Ihnen die verschiedenen Materialien bzw. Gebissarten eingeteilt nach Materialien kurz mit Vorteilen und Nachteilen vor, um Ihnen die Entscheidung bei der Auswahl eines Gebisses für Ihr Pferd etwas zu erleichtern.

Edelstahlgebisse
Die Edelstahlgebisse zeichnen sich durch ihre hohe Verschleißfestigkeit aus. Im Englischen wird statt von Edelstahl von Stainless Steel gesprochen. Beim Edelstahl handelt es sich um eine Legierung, der Chrom, Nickel, Molybdän, Wolfram oder andere Materialien zugesetzt sind und die geschmacksfrei ist. Edelstahl rostet nicht und ist allgemein sehr pflegeleicht. Edelstahlgebisse variieren im Gewicht in Abhängigkeit davon, ob sie massiv oder hohl gefertigt sind. Beim Edelstahlgebiss können sich mit der Zeit scharfe Kanten bilden, die insbesondere an der Verbindung zwischen Mundstück und Gebissring auftreten. Das Edelstahlgebiss sollte dementsprechend stets genau in Augenschein genommen und auch durch Abtasten auf scharfe Kanten hin „befühlt“ werden. Abgenutzte Gebisse mit Kanten müssen ausgetauscht werden.

Kupfergebisse
Gebisse aus Kupfer – bzw. Copper im Englischen – werden von vielen Pferden gerne genommen. Kupfer ist recht zäh, aber auch sehr weich. Oft wird Kupfer in der Gebissherstellung nur als Gebisseinlage verwendet und dann in Kombination mit Edelstahl oder Eisen eingesetzt. Kupfer fördert wegen seines Geschmacks oder einer Spannungswechselwirkung mit anderen Materialien des Gebisses den Speichelfluss des Pferdes. Insbesondere in Kombination mit Edelstahl entsteht eine Mikrovolt-Spannung, die kleine Vibrationen zur Folge hat, welche das Pferd zu verstärktem Kauen anregen. Bei der Nutzung eines Kupfergebisses ist eine sorgfältige Pflege notwendig, da Gebisse aus Kupfer aufgrund der geringen Härte des Materials schneller verschleißen. Insbesondere muss bei der Verwendung von Kupfergebissen darauf geachtet werden, dass es feuchtigkeitsbedingt keinen Grünspan (Kupferazetat) ansetzt, da dieser giftig für Mensch und Pferd ist. Kupfergebisse sollten deshalb zur Vorbeugung nach jedem Gebrauch besonders sorgfältig gereinigt und getrocknet werden.

Messinggebisse
Beim Messinggebiss wird die Kupferlegierung Messing verwendet, die unterschiedliche Anteile an Zink enthalten kann. Messing ist in erster Linie bei sehr günstigen Gebissen zu finden, die aus Importen stammen. Messinggebisse weisen eine hohe Korrosionsbeständigkeit auf, das Material ist jedoch auch in der Regel recht spröde.

Bronzegebisse

In der Gebissherstellung für Pferde gehört Bronze wohl zu den ältesten Materialien, die verwendet werden. Bronzegebisse sind sehr verschleißfest und korrosionsbeständig. Da sich Bronze jedoch nur schwer verarbeiten lässt, sind Bronzegebisse meist verhältnismäßig teuer in der Anschaffung.

Argentangebisse

Argentangebisse weisen einen Kupferanteil von 60% auf. Argentan ist auch als Neusilber oder German Silver bekannt. Neben Kupfer beinhaltet die Legierung Argentan noch Nickel und Zink. Weiterhin können auch Spuren von Zinn, Blei und anderen Materialien in Argentan vorkommen. Nickel gehört außerdem zu den Allergieauslösern und kann auch beim Pferd allergische Reaktionen hervorrufen. Gebisse aus Argentan bieten einerseits die kaufreundlichen Merkmale eines reinen Kupfergebisses, zeichnen sich jedoch andererseits durch eine ähnlich hohe Verschleißfestigkeit wie Edelstahlgebisse aus.

Aurigangebisse

Bei den Aurigangebissen handelt es sich um eine Weiterentwicklung der Argentangebisse. Aurigangebisse haben einen Kupferanteil von 85% und sind zudem absolut nickelfrei. Nickel ist mittlerweile als Auslöser für zahlreiche Allergien bekannt. Aurigan ist eine Legierung, die neben Kupfer aus Zink und Silizium bzw. Silicium besteht. Entwickelt wurde Aurigan von der Firma Hermann Sprenger, die das Material auch zum Patent angemeldet hat. Aurigan weist ein besseres Oxidationsverhalten als reines Kupfer auf. Das verwendete Silizium / Silicium verleiht der Legierung die Festigkeit, die dem Rohmetall Kupfer ansonsten fehlt. Die Haltbarkeit von Aurigangebissen ist noch nicht hinreichend erforscht, da dieses Material noch nicht so lange für die Herstellung von Gebissen verwendet wird.

Eisengebisse
Früher war die Verwendung von Eisengebissen für Arbeitspferde üblich und weit verbreitet. In der klassischen Reiterei finden Eisengebisse heute jedoch kaum noch Verwendung. Bei den Westernreitern wiederum werden Eisengebisse häufig eingesetzt und dort in der Regel als Iron bzw. in einer speziellen Legierung als Sweet Iron bezeichnet. Eisengebisse erscheinen sehr schnell ungepflegt, wenn die Legierung erstmal abgeplatzt ist. Pferde nehmen jedoch Eisengebisse, an denen sich eine gewisse Patina gebildet hat, sehr gerne an, weil diese einen süßlichen Geschmack aufweisen. Es gibt auch die sogenannten brünierten Eisengebisse, die eine tiefbraune, bläuliche bis schwarze Färbung aufweisen und durch das Brünieren vor zu schnellem Rosten geschützt sind. Das traditionelle Verfahren des Brünierens besteht aus einem Tauchbad in einem heißen Öl. Teilweise werden im Handel chemisch brünierte Eisengebisse für Pferde angeboten, wobei es noch keinerlei Aussagen darüber gibt, ob durch das chemische Brünieren eine gesundheitliche Gefährdung für die Pferde besteht. Eisengebisse müssen generell regelmäßig auf scharfe Kanten überprüft werden, da Eisen ein relativ weiches Material ist.

Gummigebisse
Die Härte bzw. Weichheit von Gummigebissen variiert in Abhängigkeit vom verwendeten Gummi – es wird hier zwischen Hartgummi und Weichgummi unterschieden. Üblicherweise wird Kautschuk zur Gebissherstellung für Pferde verwendet. Allgemein weisen Gummigebisse nur eine verhältnismäßig kurze Haltbarkeit auf. Meistens wird Hartgummi mit einem Metallkern kombiniert, um die Haltbarkeit zu erhöhen. Gummigebisse werden dennoch schneller durchgekaut, rauen auf und werden mit der Zeit spröde. Bei der Verwendung eines Gummigebisses ist deshalb unbedingt eine regelmäßige Kontrolle des Gebisses auf Unversehrtheit erforderlich. Dabei sollte besonders auf die Löcher für die Ringe im Gummi geachtet werden, wenn diese „ausgeschlagen“ sind, kommt es unweigerlich zu wunden Maulwinkeln beim Pferd. Kurzfristig können in diesem Fall Gummischeiben über die Ringe gezogen werden. Bei Pferden, die nur wenig mit dem Gebiss spielen bzw. wenig Kauen, kann der Einsatz eines Gummigebisses zum sogenannten „Radiergummi-Effekt“ führen: Das Maul des Pferdes wird vom trockenen Gummi des Gebisses wie von einem Radiergummi aufgescheuert. Aus diesem Grund eignen sich Gummigebisse nur für Pferde, die grundsätzlich gut einspeicheln.

Kunststoffgebisse
Kunststoffgebisse sind hinsichtlich ihrer Eigenschaften von der Temperatur abhängig: So weist das Kunststoffgebiss im warmen Maul des Pferdes ganz andere Merkmale auf als in der kühl temperierten Sattelkammer. Kunststoff ist generell ein sehr glattes Material, das im Vergleich zum Gummi weniger Feuchtigkeit bindet. Kunststoffgebisse werden teilweise mit Geschmack angeboten, was „kaufaule“ Pferde zum Kauen animieren soll. Die Haltbarkeit von Kunststoffgebissen ist keineswegs unbegrenzt. Als besonders robust haben sich die sogenannten Nathe-Kunststoffgebisse – auch nur Nathegebisse – erwiesen, die aus diesem Grund in der Praxis häufiger anzutreffen sind.

Ledergebisse

Nur die wenigsten Reiter nutzen ein Ledergebiss. Pferde nehmen Ledergebisse jedoch in der Regel gut und gerne an und kauen auch gerne auf dem Leder. Durch den Einsatz von Ledergebissen lassen sich dementsprechend bei den meisten Pferden die Kautätigkeit anregen und der Speichelfluss fördern. Die Haltbarkeit von Ledergebissen ist – selbst bei ausgezeichneter Pflege – jedoch im Vergleich zu den meisten anderen Gebissen eher kurz, da Ledergebisse sehr schnell verschleißen. Ledergebisse sind allerdings bei guter Pflege sehr weich und passen sich der Maulform des jeweiligen Pferdes perfekt an. Bei Pferden, die nur wenig kauen, kann es bei der Nutzung eines Ledergebisses zu einem noch „schlimmeren“ Radiergummi-Effekt kommen als beim Gummigebiss. Vor jeder Verwendung des Ledergebisses sollte es genau auf Risse und Bissspuren untersucht werden. Bevor das Ledergebiss zum ersten Mal eingesetzt wird, sollte es für einen ausreichend langen Zeitraum in Öl eingelegt werden. Zur Pflege des Ledergebisses sollte handelsübliches Speiseöl benutzt werden. Lederöl hat bei der Pflege von Ledergebissen für Pferde nichts verloren. Auch später sollte das Ledergebiss immer mal wieder ein Bad in Öl erhalten, damit es seine Geschmeidigkeit behält. Bei der Anschaffung eines Ledergebisses sollten Sie darauf achten, dass Sie kein Gebiss aus sogenanntem Chromleder erwerben, da dieses negative Effekte auf die Gesundheit des Pferdes haben kann.

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