Rationsberechnung – Wie viel Futter braucht das Pferd?

Verschiedene Faktoren nehmen Einfluss darauf, welche Futtermenge ein Pferd benötigt. Dazu gehören die Kondition, das Alter, die Größe, der Gesundheitszustand, der Typ, die Rasse, die Arbeitsbelastung, der Zuchteinsatz, das Temperament und Umwelteinflüsse.

Um eine Futterration für ein Pferd zu berechnen, sind vier einfache Schritte notwendig. Zunächst müssen das  Körpergewicht und der  Konditionszustand / Futterzustand des Pferdes abgeschätzt werden. Danach sollte der Appetit des Pferdes bewertet werden. Anschließend sollte das Verhältnis zwischen Raufutter und Kraftfutter festgelegt werden. Nun kann die Ration für das Pferd berechnet werden.

Appetit bewerten

Unter Appetit wird die notwendige Futtermenge pro Tag verstanden. Bei den meisten Pferden entspricht der Appetit etwa 2,5% ihres Körpergewichtes. Ein Pferd benötigt zur Erhaltung und zur Verrichtung einfacher Arbeit ausgehend von 2,5% des Körpergewichtes bei einem Körpergewicht von 200kg etwa 5kg Futter. Ein 400kg schweres Pferd kommt entsprechend auf einen Futterbedarf von 10kg, bei einem Körpergewicht von 450kg liegt der Bedarf bei 11,5kg, wiegt das Pferd 500kg braucht das Pferd 12,5kg Futter, bei einem Gewicht von 550kg sind es 13,5kg Nahrung und bei einem 600kg schweren Pferd beträgt der Futterbedarf 14,5kg. Zum Ausrechnen multipliziert man das Körpergewicht des Pferdes mit 0,025 oder man multipliziert das Gewicht mit 2,5 und dividiert das Ergebnis anschließend durch 100.

Arbeitsbelastung beurteilen

Beim Pferd nimmt die Arbeitsbelastung großen Einfluss auf den Energiebedarf. Die Arbeitsbelastung wird jedoch von Pferdebesitzern häufig viel zu hoch eingeschätzt.

Die Arbeitsbelastung des Pferdes ist als Erhaltung einzuschätzen, wenn das Pferd in erster Linie sein Gewicht, seine Temperatur und seinen Muskeltonus durch die Futterration aufrechterhalten muss. Ein Pferd mit einer erhaltenden Arbeitsbelastung erhält seine Bewegung in erster Linie auf der Weide.

Wenn ein Pferd dreimal bis viermal in der Woche im Schritt gearbeitet wird oder ruhige Ausritte absolviert, spricht man von leichter Arbeit I. Kommen hier noch einige langsame Galoppstrecken oder hin und wieder ein Turnier hinzu, ist die Arbeitsbelastung bei leichter Arbeit II einzuordnen.

Pferde, die auf Turnierniveau im Springsport oder zum Dressurreiten eingesetzt werden oder die an sechs Tagen in der Woche zu schulmäßigem Reiten verwendet werden, verrichten mittlere Arbeit.

Werden Pferde bei anstrengenden sportlichen Disziplinen (Eventing, Querfeldeinrennen, Distanzreiten, Jagdreiten, Wanderreiten, Fahren) eingesetzt, so wird hier die Arbeitsbelastung im Bereich schwere Arbeit angesiedelt.

Pferde, die zum Rennreiten verwendet werden, sind einer Arbeitsbelastung ausgesetzt, die sich im Bereich schwere, schnelle Arbeit befindet.

Verhältnis Raufutter zu Kraftfutter

Um das Verhältnis zwischen Raufutter und Kraftfutter zu bestimmen, muss man beachten, dass ein leicht arbeitendes Pferd mehr Heu und weniger Futter mit hohem Energiegehalt benötigt. Bei einem hart arbeitenden Pferd ist es andersherum, das Pferd braucht dann mehr energiereiches Kraftfutter und weniger Heu. Bei einem Pferd im Ruhezustand, das also keiner Arbeitsbelastung ausgesetzt wird, kann der Raufutteranteil bis zu 100% ausmachen. Allerdings können dabei bis zu 10% des Raufutters durch Kraftfutter ersetzt werden.

Ein Pferd, das leichte Arbeit verrichtet, erhält zwischen 75% und 80% seiner Futterration in Raufutter und dementsprechend 20% bis 25% in Kraftfutter. Ein mäßig arbeitendes Pferd bekommt 65% bis 70% seiner Ration in Form von Raufutter und entsprechend 30% bis 35% in Kraftfutter. Bei einem hart arbeitenden Pferd liegt der Raufutteranteil bei 55% bis 65% und der Kraftfutteranteil entsprechend bei 35% bis 45%.

Intensiv arbeitende Pferde bekommen Rationen, die zur Hälfte aus Raufutter und zur Hälfte aus Kraftfutter bestehen, wobei der Kraftfutteranteil auch bis zu 60% betragen kann, was den Raufutteranteil auf bis zu 40% reduziert. – Normalerweise soll das Raufutter immer mindestens 50% der Futterration ausmachen. Allerdings nimmt das Pferd wahrscheinlich bei steigender Anstrengung und großer körperlicher Aktivität immer weniger Rohfaser auf.

Ration berechnen

Errechnen wir nun eine Beispielration anhand eines Pferdes mit einem Stockmaß von 152 cm, einem Gewicht von 450kg und einer mäßigen Arbeitsbelastung. Das Pferd hat einen Appetit von 11,5kg. Es bekommt 35% Kraftfutter und 65% Raufutter.

Daraus ergibt sich eine tägliche Futterration aus ca. 4kg Kraftfutter und 7,5kg Raufutter.

Wenn sich die Leistungsanforderungen an das Pferd verändern, muss auch das Futterverhältnis und die Kraftfutterart angepasst werden: Im Ruhezustand erhält das Pferd aus unserem Beispiel 10kg bis11,5kg Raufutter (Heu) und bis zu 1,5kg eines Kraftfutter mit niedrigem Energieanteil. Verrichtet das Pferd leichte Arbeit bekommt es 8,6kg bis 9,2kg Raufutter und entsprechend 2,3kg bis 2,9kg eines Niedrigenergie-Mischfutters. Bei einem Pferd, das mäßig beansprucht wird, liegt der Raufutteranteil in der Ration bei 7,5kg bis 8kg. Dazu erhält das Pferd 4kg bis 4,5kg eines Mischfutters mit einem mittleren Energiegehalt. Bei einem hart arbeitenden Pferd wird ein Futter mit einem sehr hohen Energiegehalt eingesetzt. Dabei macht das Kraftfutter etwa 6,3kg bis 7,5kg der Gesamtration von 11,5kg aus. Ein intensiv arbeitendes Pferd wird mit einem Hochleistungsfutter oder reinem Hafer versorgt, wobei der Anteil dieses Kraftfutters bei etwa 5,8kg bis 6,9kg liegt.

Wählen Sie das Kraftfutter anhand der individuellen Bedürfnisse des Pferdes und Ihren persönlichen Vorlieben aus. Wenn sie die Futterration festgelegt haben, ist es unerlässlich, dass Sie die Reaktionen Ihres Pferdes darauf beobachten: Frisst das Pferd vollständig auf? Falls Futter im Trog zurückbleibt, kann es sein, dass Sie den Appetit des Pferdes überschätzt haben, ihm das Futter nicht schmeckt oder aber, dass sich das Pferd aus irgendwelchen Gründen nicht wohl fühlt. Verändern sich Temperatur und Leistung des Pferdes durch die neue Ration? Wie verhält es sich mit der Kondition des Pferdes? Hält das Pferd die Kondition oder verliert es daran?